Vor 100 Jahren

Postkarte mit dem Teatro Comunale Zandonai in Rovereto in den 1940ern
Digital Library Trentino, Italy - Public Domain https://www.europeana.eu/item/267/7120

Madama Butterfly im Teatro Zandonai in Rovereto

Liebe zum Theater entfacht sich aufs Neue

Das heutige Teatro Zandonai in Rovereto ist das älteste Theater des Trentino. Der Grundstein wurde in einer Zeit des kulturellen Aufschwungs der aristokratischen und bürgerlichen Gesellschaft im 18. Jahrhundert gelegt. Während des Ersten Weltkrieges kam das kulturelle und soziale Leben der Stadt jedoch zum Erliegen und das Theatergebäude wurde als Lager und Pferdestall genutzt. Nach einer oberflächlichen Reinigung fand 1919 die einmalige Aufführung der Oper „Francesca da Rimini“ des jungen Roveretaner Riccardo Zandonai statt – und die Liebe zum Theater entfachte sich aufs Neue. Das Gebäude wurde umfassend renoviert und im Frühjahr 1924 mit der Oper „Giulietta e Romeo“ von Zandonai wiedereröffnet, im Herbst folgte die Aufführung der Oper „Madama Butterfly“ des Komponisten Giacomo Puccini. Darüber berichtet „Il Messaggero“ in seiner Ausgabe vom 20. Oktober – übrigens die letzte Ausgabe der Roveretaner Wochenzeitung: 

„Am Samstagabend fand in unserem Stadttheater vor einem gut besuchten Publikum die Uraufführung von „Madama Butterfly“ statt; […] Es ist überflüssig, hier erneut die vielen Vorzüge und die wenigen Mängel von Puccinis bekannter Oper zu wiederholen: Kurz gesagt, stellt sie eine der schönsten Seiten der traditionellen italienischen Musik dar, reich an lyrischen Ausführungen, denen fast das gesamte Symphonieorchester untergeordnet ist. […]

Die Aufführung, die wir in unserem Stadttheater gehört haben, kann insgesamt als gut eingestuft werden. Das Orchester hat unter der geschickten und aufmerksamen Leitung von Maestro Zeetti und trotz einer eher kurzen, aber sicherlich intensiven Probenzeit bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Das Zusammenspiel war beachtlich; die Einzelteile gut, oft sogar ausgezeichnet. Das Finale des zweiten Akts, so zart und genial, wurde mit lebendiger und tiefgründiger Ausdruckskraft wiedergegeben. Die Begleitungen folgten dem Gesang und füllten die Pausen mit interpretativer Feinheit und sorgfältiger instrumentaler Ausführung. […]

Die Kulissen, besonders die des zweiten Akts, und die szenischen Effekte waren zufriedenstellend und gut, wenn man die technischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten unseres Theaters berücksichtigt. Auch die Kostüme waren ausreichend gefertigt. Wir können an dieser Stelle nicht umhin, der mutigen Unternehmung und dem Impresario Lefèvre unseren tiefsten Dank auszusprechen. Er hat uns eine Aufführung geschenkt, die der künstlerischen Tradition unseres Stadttheaters würdig ist, und sein Mut verdient Lob, wenn man bedenkt, dass er sich in eine wirtschaftlich riskante Unternehmung gestürzt hat, die nur mit Vertrauen und Willensstärke bewältigt werden konnte. […]“

24.10.2024 - Maria Pichler

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