Vor 100 Jahren

In den Jahren 1910 bis 1912 ließ der Besitzer des Schlosses Weißenstein in Matrei in Osttirol einen befahrbaren Weg durch die Prosseggklamm bauen, der als Vorläufer der Felbertauernstraße gilt
AKON/Österreichische Nationalbibliothek (http://data.onb.ac.at/AKON/AK047_171)

Kommt es zur Felbertauernstraße?

Osttirol kämpft um eine bessere Verkehrsverbindung

Die Wegverbindung über den Felber Tauern geht bis in die Römerzeit zurück. Seine Blütezeit erlebt der Handelsweg zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert sowie später ab 1850 mit dem Einsetzen des Tourismus. Die ersten Pläne, eine moderne Passstraße über den Felber Tauern zu errichten, gehen in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück, mit der Abtrennung Südtirols nach dem 1. Weltkrieg und der neuen Randlage Osttirols wird das Anliegen dringlicher. Die Lienzer Nachrichten berichten am 20. September 1924 unter dem Titel „Kommt es zur Felbertauernstraße?“ über den Stand der Dinge: 

„Wie in Wort und Schrift verschiedentlich dargetan, gehört zu den ersten wirtschaftlichen Notwendigkeiten für Osttirol die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse. Und da wiederum fehlt uns Osttirolern nichts mehr als wie eine taugliche Straßenverbindung mit Nordtirol. Daher hat der Plan, über den Felbertauern eine Straße zu legen, die Osttirol über Salzburg mit Tirol verbinden soll, für unseren vereinsamten Bezirk höhere Bedeutung denn je. Wurde in früheren Jahren so manches hierin versäumt, so soll es zum mindesten nicht mehr aus unserer Schuld geschehen. 

Die Vorarbeiten Kärntens für die Großglockner Hochalpenstraße haben die maßgebenden Kreise in Osttirol veranlaßt, nicht mehr von dem Projekte der Felbertauernstraße, dem ein Landtagsbeschluß bereits die Zustimmung gegeben, abzulassen, sondern auf dessen dringendste Behandlung bei Bund und Land zu dringen. Ueber Ersuchen der Landtagsabgeordneten des Bezirkes und der Stadtgemeinde Lienz hat die Bezirkshauptmannschaft Lienz in einer Eingabe an die Landesregierung die dringlichste Behandlung des Felbertauern-Straßenprojektes, die Begehung der Strecke, die Ausarbeitung des Projektes durch das Landesbauamt und die Erstellung eines Kostenvoranschlages erbeten. Die Landesregierung hat darauf die amtliche Begehung und Projekterstellung auf Landeskosten angeordnet.“

Trotz der Bemühungen der Osttiroler um eine direkte Verbindung zu Nordtirol über den Felbertauern zieht der Bund den Bau der Großglockner Hochalpenstraße vor. Erst 1961 wird die Felbertauern-Straße-Aktiengesellschaft gegründet, ein Jahr später beginnen die Bauarbeiten mit dem ersten Spatenstich. 1967 konnte die Felbertauernstraße schließlich feierlich eröffnet werden. Heute befahren ganzjährig mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge den 36 km langen Verkehrsweg, dessen Herzstück der Felbertauerntunnel ist.

19.09.2024 - Maria Pichler

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