Vor 100 Jahren

Symbolbild: Menschenschlange vor einem Lebensmittelgeschäft
Menschenschlange vor einem Lebensmittelgeschäft (Bundesarchiv, Bild 183-R00012 CC-BY-SA 3.0)

Tiroler Kinder nach Bayern

Ein Vorbote der "Kinderlandverschickungen" des Zweiten Weltkriegs

Die Schlagzeilen der Innsbrucker Nachrichten vom 19.7.1918 veranschaulichen die Situation auf dramatische Weise:
"Höchstpreise für Birnen, Aepfel, Zwetschken und Pflaumen"
"In der Landesgebäranstalt herrscht ausgesprochene Hungersnot"
"Beim Milchanstehen sind gestern in der Innstraße zwei Frauen bewußtlos geworden"

Unter der schlechten Nahrungsversorgung litten besonders die Kinder, weshalb der Deutsche Mittelstandsbund für Tirol die Verbringung Tiroler Kinder nach Bayern organisierte, ein Vorbote der "Kinderlandverschickungen" im Zweiten Weltkrieg. Die Innsbrucker Nachrichten berichten:

"Die zahlreichen Anmeldungen für dieses Kinder-Fürsorgewerk – in unserer Geschäftsstelle [in Innsbruck] allein bisher über 700 Kinder – beweisen recht deutlich, wie viel auf diesem Gebiet trotz mannigfacher, höchst schätzenswerter Bemühungen von anderer Stelle noch immer zu tun ist, um die unerquicklichen Ernährungszustände , unter denen ein guter Teil des Nachwuchses verkümmert, halbwegs zu verbessern. Umso dankbarer muß das hochherzige Anerbieten unserer bayerischen Nachbarn und Volksgenossen angenommen werden. Sache unserer Behörden wird es sein, diese Kinderpflegebestrebung tatkräftig zu fördern. Von den Eisenbahn-Verwaltungen kann wohl freie Hin- und Rückfahrt erwartet werden."

(Symbolbild: Menschenschlange vor einem Lebensmittelgeschäft - Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R00012  CC-BY-SA 3.0)



[18.07.2018 Thomas Sinha]

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