Vor 100 Jahren

Bahnhof Imst, 1906 (Tekniska Museet, public domain)
Bahnhof Imst, 1906 (Tekniska Museet, public domain)

Betriebseinstellung bei Jenny & Schindler

Das äußerst arbeiterfreundliche Unternehmen musste schließen

Das Schweizer Textilunternehmen Jenny & Schindler hatte 1887 eine Spinnerei in Telfs, 1892 eine Spinnerei und Weberei in Imst errichtet. Jenny & Schindler verfügte an seinen verschiedenen Standorten in Österreich-Ungarn insgesamt über 83.596 Spindeln und 1.387 Webstühle und gehörte somit zu den größten Baumwollproduzenten in der Habsburgermonarchie. [1]

Am 23. Juli 1918 meldete die Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger:
"Der Rohstoffmangel bringt es mit sich, daß die als äußerst arbeiterfreundlich bekannte Weberei und Spinnerei Jenny u. Schindler in Imst den bis heute in beschränktem Maße aufrecht erhaltenen Betrieb demnächst gänzlich einstellen muß. Das vollständige Fehlen der Baumwolle ist die Ursache."

Es sollte exakt 11 Monate – bis zum 23. Juni 1919 – dauern, ehe dieselbe Zeitung berichten konnte, dass "[...] die beiden Baumwoll-Weberei- und Spinnereifabriken Jenny und Schindler in Telfs und in Imst demnächst den Betrieb wieder teilweise aufnehmen und zwar in den Webereien. Die Anlieferung von Garn und Kohle wird für die nächsten Tage erwartet."

Jenny & Schindler kann in der Tat als sozial engagiertes Unternehmen bezeichnet werden. Neben dem Hinweis auf die Arbeiterfreundlichkeit im Juli 1918, hieß es im Allgemeiner Tiroler Anzeiger am 4. Juli 1919 etwa:
"Beispielgebend ist die warme, soziale Denkungsart der Schweizerfirma Jenny und Schindler, die in neuester Zeit in Telfs wieder zwei Beweise weitherziger Hilfsbereitschaft gab. Trotz der fast erschreckend hohen Summen, die Herr Schindler im Laufe der Kriegsjahre als Unterstützung an die Arbeiter seiner zum Stillstand verurteilten Werke ausbezahlt hat, fand die kathol. Frauenorganisation neuerlich Gehör, als sie um Mithilfe zu der eben eröffneten 'Nähstube' unserer schulentlassenen Mädchen bat."



[1] Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 10, Wien 1994, S. 147

(Symbolbild: Bahnhof Imst, 1906 - Quelle: Tekniska Museet, public domain)



[23.07.2018 Thomas Sinha]

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