Vor 100 Jahren

Symbolbild: Kurhaus Meran (Quelle: Rijksmuseum, public domain)
Symbolbild: Kurhaus Meran (Quelle: Rijksmuseum, public domain)

Mordversuch bei Meran

Das Trio versuchte, den Gendarmen zu erschlagen.

Wie die Innsbrucker Nachrichten vom 26.7.1918 berichten, gelang es dem Gendarmen Trafoier am 24.7. in der Gegend von Hafling "drei flüchtige italienische Offiziere zu verhaften. Er versicherte sie mit der Schließkette und wollte sie nach Meran einliefern. Auf dem Wege herab, unterhalb des St.Katherinen-Kirchleins [sic], glitt Trafoier in der Dunkelheit an einem Stein aus und kam zu Fall. Die drei italienischen Offiziere, von denen ja zwei nur mit einer Hand an den mittleren gekettet waren, stürzten sich sofort auf den Gendarmen, und gaben ihm einen so heftigen Schlag ins Gesicht, daß Trafoier bewußtlos wurde. Daraufhin nahmen sie ihm das Gewehr ab und schlugen damit auf den Gendarmen ein; das Gewehr ging in Stücke. Die 'Helden' flohen. Trafoier schleppte sich schwerverletzt, als er wieder zu sich kam, bis zum nächsten Bauernhof, von wo man ihn ins Reservespital nach Meran überführte. Ein Gendarmerie-Aufgebot fahndet nach den Flüchtlingen, denen es wohl nicht so rasch gelingen dürfte, der Ketten ledig zu werden; so werden sie der Verantwortung kaum entgehen."

Die Innsbrucker Nachrichten sollten mit ihrer Vermutung der raschen Gefangennahme rechtbehalten, auch wenn es den drei Flüchtigen offensichtlich gelang, die Kette zu lösen. Bereits am 29. Juli meldete die Zeitung: "Verhaftet wurde bei Breiteben in Passeier von einem Feldgendarmen ein italienischer Kriegsgefangener, der sich als einer jener drei Flüchtlinge herausstellte, welche den Gendarm.-Wachtmeister Trafoier auf dem Wege von St. Katharina in der Scharte zur Stadt schwer verletzten und nach dem Mordversuche geflohen waren."

Die Fluchtversuche von Kriegsgefangenen waren in jenen Tagen so zahlreich, dass die Innsbrucker Nachrichten am 26. Juli schrieben: "Die Häufigkeit der Fälle solcher Entweichungen von kriegsgefangenen Offizieren, dann auch die Zurücklegung derart weiter Strecken, ohne den Reiseüberwachungsorganen früher aufzufallen, ist jedenfalls ein Rätsel, das dringendst einer Lösung bedarf."



(Symbolbild: Kurhaus Meran - Quelle: Rijksmuseum, public domain)



[26.07.2018 Thomas Sinha]

Andere Artikel dieser Kategorie