Der Hunger als Druckmittel
Italien fordert Lokomotiven und Waggons
So wie zu Kriegszeiten war auch 1919 die Versorgungslage in Tirol verheerend. Die italienischen Besatzungskräfte in Nord- und Südtirol belieferten deshalb die hungernde Tiroler Bevölkerung mit Lebensmitteln. Aber selbstlos waren diese Lieferungen nicht, sondern wurden im Gegenteil als Druckmittel bei den Waffenstillstandsverhandlungen eingesetzt.
Die Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger berichtete am 22.2.1919:
"Wien, 21. Febr. Die italienische Waffenstillstandskommission hat die Forderung aus Auslieferung von 2400 Waggons und 123 Lokomotiven aufrecht erhalten. Sie hat um diese Forderung wirksamer zu machen, bereits einen der vier täglichen Lebensmittelzüge eingestellt und sich weitere schwerwiegende Maßnahmen vorbehalten, falls bis 25. Februar nicht ein verläßlicher Anfang der Abgabe der Betriebsmittel gemacht würde. Die deutschösterreichische Regierung hat sofort neue Verhandlungen mit der italienischen Waffenstillstandskommission eingeleitet, die augenblicklich noch schweben."
Symbolbild: Eine Lokomotive bei Toblach, Februar 1916 – Quelle: K.u.k. Kriegspressequartier
[22.02.2019 Thomas Sinha]