"Von den Gefangenen in Italien"
Ein Politiker aus dem Sarntal setzt sich für die Kriegsgefangenen ein
Auch im März 1919 wurden noch viele Soldaten der österreichisch-ungarischen Streitkräfte in Gefangenenlagern festgehalten.
Der Sarner Bauer und christlichsoziale Politiker Josef Kienzl setzte sich für die Kriegsgefangenen ein. Er wurde 1907 erstmals als Abgeordneter in den Reichsrat entsandt und wurde 1911 wiedergewählt. Als am 21.10.1918 die deutschsprachigen Abgeordneten die Provisorische Nationalversammlung bildeten, gehörte er dieser – zusammen mit anderen Landsleuten aus Nord-, Ost- und Südtirol – bis zur Wahl der Konstituierenden Nationalversammlung am 16.2.1919 an.
Die Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 4.3.1919 schrieb:
"Am 1. ds. ist in Wien der bisherige Abgeordnete des Sarntales Kienzl eingetroffen, dessen Verdienst es bekanntlich war, daß ein Teil der Südtiroler aus der italienischen Gefangenschaft entlassen worden ist. Abgeordneter Kienzl war zu diesem Zwecke zweimal in Oberitalien und hat von dort die österreichischen Gefangenenlager bereist. Er erzählt hierüber nach der 'Reichspost':
Im Jänner befanden sich die Gefangenen in Oberitalien in einem ziemlich schlechten Zustand. Sie standen noch unter der Nachwirkung des Massentransportes, der die ungeheure Menge von österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen nach dem Zusammenbruch aus der Trienter und Piavefront in die verschiedenen Lager Oberitaliens brachte. Damals trafen gleichzeitig auch noch die Entlassung der italienischen Kriegsgefangenen aus Oesterreich und die Rückkehr der Internierten zusammen, so daß die italienische Verwaltung vor der schwierigsten Aufgabe stand und unsere Gefangenen nicht immer entsprechend verpflegen konnte. Im Februar, bei der zweiten Reise des Abgeordneten Kienzl, fand dieser die Zustände bedeutend gebessert. Die Gefangenen erhalten die gleiche Menage wie die italienischen Soldaten und sehen im allgemeinen sehr zufrieden aus. Einzelne Klagen mögen gewiß berechtigt sein, brauchen aber die Allgemeinheit nicht zu beunruhigen. Der größte Teil der Gefangenen wird an der Piavefront zu Aufräumungsarbeiten, Brückenbauten und dergleichen verwendet […]"
Symbolbild: Österreichisch-ungarische Kriegsgefangene in einem italienischen Lager
[04.03.2019 Thomas Sinha]