Behördlich verordnetes Schweigen
Strenge Vorgaben für die Zeitungen
Bereits kurz nach ihrer Ankunft in Südtirol hatten die italienischen Besatzungsbehörden begonnen, die Zeitungen einer strengen Zensur zu unterwerfen. Ebenso begannen sie, die Veröffentlichung gewisser Meldungen vorzuschreiben.
Wenn dies nicht eingehalten wurde, waren die Konsequenzen durchaus drastisch: eine ganze Woche lang, vom 18. bis 23. März, durften weder die Bozner Nachrichten, noch Der Tiroler erscheinen. Am 25. März waren beide Tageszeitungen wieder erhältlich. Auf der ersten Seite prangte an oberster Stelle die Verlautbarung der Militärbehörden:
"An alle Redaktionen der Bozner Blätter.
S.E. [Seine Exzellenz] der Herr Governatore di Trento Armee-Comandant Pecori-Giraldi hat die Verfügung genehmigt daß das Erscheinen der Blätter ‘Tiroler’ und ‘Nachrichten’ zu unterbleiben hat bis dieselben die Notiz betreffend die Verteilung des Erlöses des Wohltätigkeitskonzertes an die betreffenden Anstalten und die Ausschreibung der Stipendien für Studenten an italienischen Universitäten und Hochschulen veröffentlicht werden.
Der Zivilkommissär:
Peterlongo"
Neben der eigenwilligen Schreibweise "Armee-Comandant" fallen im Text auch die zahlreichen Beistrichfehler auf, die darauf schließen lassen, dass der Text von den Besatzungsbehörden verfasst wurde.
Am 26.3. erschienen beide Bozner Tagblätter wiederum nicht, darauf am 27.3. wieder, diesmal ohne Erklärung für die erneut auferlegte Schweigepflicht.
Die italienische Zensur über die Monate immer strenger, insbesondere nach der faschistischen Machtergreifung. Trotzdem wurden die beiden Bozner Zeitungen Der Tiroler und Bozner Nachrichten noch bis Oktober 1925 veröffentlicht.
Bild: Bozner Nachrichten, 25.3.1919
[27.03.2019 Thomas Sinha]