"Fröhliche Ostern!"
Das erste Osterfest nach dem Krieg
Über vier Jahre lang hatte der Erste Weltkrieg gewütet. Während des Konflikts waren viele Tiroler an der Front eingesetzt und konnten deshalb das Osterfest nicht im Kreise ihrer Familie feiern. Aber selbst Monate nach Ende des Krieges waren noch viele in italienischen Kriegsgefangenenlagern eingesperrt. Die unsichere Zukunft bedrückte die Osterstimmung, wie man zahlreichen Zeitungsartikeln von damals entnehmen kann.
Die Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger schrieb am 19.4.1919 (Karsamstag):
" 'Auferstehung!' Wie tönt das Wort so hell und tröstlich nach der langen Winternacht! Wie Frühlingssonnenschein dringt es in alle beschwerten, kummervollen Herzen und weckt in ihnen neue Hoffnung auf bessere, glücklichere Tage.
Daß es aus einem Grabe kommt, in dem das Leben selbst in den Banden des Todes lag, gibt ihm erst den rechten Wert. Denn so wird es für uns zur sichersten Gewähr, daß es keine leere Beschwichtigungsphrase ist, wie wir sie schon so oft von denen gehört haben, die selbst ohnmächtig sind, sondern eine Verheißung unserer eigenen endlichen Sieghaftigkeit, und so wird es zugleich zur Lösung all der Zweifel, die mit bleiernem Gewicht auf unserer Seele lasten: Wie sollen wir uns aus dem entsetzlichen Kriegselend wieder erheben? Wie sollen wir wieder aufbauen können, was die Zeitereignisse jählings zertrümmert haben? […]"
Die Innsbrucker Nachrichten schrieben ebenso am 19. April 1919:
"Schwer will es diesmal werden, die alten Gedanken von Frühling und Auferstehen, von neuem Werden in der Natur und dem unversiegbaren Glauben an die unvergängliche Macht des Lebens in Zusammenhang und Verbindung mit der politischen Lage unserer Tage zu bringen. Ein Karfreitagsschicksal der düstersten Art ist über unser Volk herabgesunken. […]"
"Rückkehr d. Kriegsgefangenen aus Italien
Das Rote Kreuzbüro in Bozen macht uns folgende wichtige Mitteilung:
Die innerhalb des besetzten Gebietes zuständigen [Anm.: also alle im südlichen Tirol wohnhaften] ehemaligen österreichischen Militärpersonen, die sich noch in Italien in Kriegsgefangenschaft befinden, werden entlassen und können in die Heimat zurückkehren. […] Man beschleunigt die Rückkehr der Gefangenen nach Möglichkeit: trotzdem wird diese Rückkehr noch einen gewissen Zeitraum in Anspruch nehmen, namentlich bei solchen Gefangenen, die in Arbeiterabteilungen anderer Armeebereiche eingeteilt sind. […]"
Bild: Bozner Nachrichten, 20.4.1919
[20.04.2019 Thomas Sinha]