"Straßenbahntafeln von Militär zerschlagen"
Vandalismus und Übergriffe in Bozen
Die bereits schwierigen Beziehungen zwischen der Südtiroler Zivilbevölkerung und den italienischen Besatzungstruppen wurden aufgrund des Verhaltens einiger Soldaten besonders hart auf die Probe gestellt.
Die Bozner Tageszeitung Der Tiroler veröffentlichte am 9. November 1919 einen Bericht, der von den italienischen Behörden stark zensuriert wurde:
"Straßenbahntafeln von Militär zerschlagen. Nachstehend müssen wir über einen Vorfall berichten, der höchst bezeichnend ist für die Auffassungen, [weiße Stelle durch Zensureingriff] in Bezug auf den modus vivendi festgesetzt haben. [Am] 7. November, 11 Uhr nachts wurden mehrere Soldaten, bei den [sic] sich auch Offiziere befanden, beobachtet, wie sie jenseits der Talferbrücke das Email der Straßenbahntafeln zertrümmerten und auch versuchten, die eisernen Ständer selbst herauszureißen, was ihnen aber nicht gelang, da diese Ständer einbetoniert sind. […]"
Bereits im Monat zuvor waren italienische Soldaten in Bozen durch nationalistische Übergriffe negativ aufgefallen, wie beispielsweise Der Tiroler vom 5. Oktober 1919 zu berichten wusste.
So war am 3. Oktober ein 11jähriges Kind, das mit einem Schulkameraden über das Italienischlernen sprach, von einem italienischen Hauptmann im Roseggerpark mit einer Peitsche (!) ins Gesicht geschlagen worden.
Am Abend des 2. Oktober hingegen hatten Soldaten in einem Kino während der Aufführung eines Films in deutscher Sprache, der im Anschluss an die italienische Version gezeigt wurde, "solcherart zu pfeifen und zu lärmen" begonnen, "daß ein ungeheurer Tumult entstand. […] Erst nach längeren Bemühungen und nach Abführung einiger der Haupttäter durch Carabinieri trat endlich wieder Ruhe ein."
Bild: Straßenbahn an der Talferbrücke (Bozen) – public domain
[09.11.2019 Thomas Sinha]