"Diebstähle und Raubüberfälle"
Hohe Kriminalitätsrate
Die Armut und der Hunger nach dem Ersten Weltkrieg führten viele Notleidende zu kriminellen Handlungen. Trotz einer klar italienisch-nationalistischen Blattlinie, beklagte die Trienter Zeitung Il Nuovo Trentino die hohe Kriminalitätsrate im südlichen Tirol, die aus Sicht des Tagblattes mit der faktischen Angliederung an Italien zusammenhing.
Am 13. November 1919 schrieb Il Nuovo Trentino:
"Bisher wurden 9 Bandenmitglieder verhaftet, die ín der Stadt ihr Unwesen treiben. [...] Der Großteil kommt aus Verona. Die erhobenen Beweismittel zeigen, dass sie die Urheber der vielen Einbrüche sind, die in Trient seit einem Monat stattfinden."
Wenige Zeilen danach schrieb die Zeitung:
"In Klausen wurde der Kaufmann Josef Viehreider [sic, vermutlich: Viehweider] mutmaßlich von den beiden Soldaten Garibaldi Righetto e Giuseppe Sando einer Goldkette und einer Silberuhr im Wert von 300 Lire beraubt."
Ein Leserbrief in der oben genannten Ausgabe klagte über die (mutmaßlich) auswärtigen Verbrecher:
"Fakt ist, dass das Trentino nicht an Diebstähle und Raubüberfälle gewohnt war und sich nie daran gewöhnen wird. Mögen die Unehrlichen und die Berufsdiebe verschwinden [...]
[Einer Welschtiroler] Lehrerin wurde vor wenigen Monaten am hellichten Tag in der Rosminiallee in Rovereto [Rofreit] ein seidener Schirm, den sie gerade eben in einem Geschäft für 30 Lire gekauft hatte, von einem Mann, der die Arditiuniform [des italienischen Heeres] trug, mit Gewalt aus der Hand gerissen."
Symbolbild: Handschellen
[13.11.2019 Thomas Sinha]