170.000 Lire aus der Militärkasse entwendet
Verdeckte Finanzierung für D’Annunzio in Fiume?
Nach dem Ersten Weltkrieg blieb das Schicksal der Stadt Rijeka/Fiume/St. Veit am Flaum lange ungewiss. Am 12. September besetzten ca. 2.600 italienische Nationalisten unter der Führung des Schriftstellers Gabriele D'Annunzio die Stadt und riefen den Anschluss an das Königreich Italien aus. Dies wurde sofort von der italienischen Regierung dementiert, die von der "Impresa di Fiume" stark in Verlegenheit gebracht wurde.
D'Annunzio und seine "Legionäre" - unter ihnen auch die Trienter Giuseppe Piffer, Gianantonio Manci und Luigino Battisti - wurden von vielen italienischen Nationalisten unterstützt, viele von ihnen Soldaten in den italienischen Streitkräften.
Die Tageszeitung Bozner Nachrichten berichtete am 23. Mai 1920:
"Aus der Kasse des Genio Militare [Anm.: Pioniertruppe] in Trient wurden [...] vorige Woche etwa 170.000 Lire entwendet. Nunmehr wird in Trient erzählt, daß der Betrag nach Fiume zur Unterstützung Gabriele D'Annunzios gewandert sei. Schon vor Monaten seien aus derselben Kasse 190.000 Lire zum gleichen Zwecke genommen und dafür eine ordnungsmäßige Quittung von Fiume nach Trient geschickt worden; man habe damals jedoch die Angelegenheit vertuscht."
Der Grenzvertrag von Rapallo vom 12. November 1920 zwischen Italien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen schuf den Freistaat Fiume. D'Annunzio weigerte sich aber, Fiume zu verlassen. Deshalb marschierte am Weihnachtstag das italienische Heer ein und konnte in wenigen Tagen D'Annunzios Legionäre im Laufe der sogenannten "blutigen Weihnacht" vertreiben. Fiume blieb bis 1924 unabhängig und kam 1924 infolge des Vertrags von Rom zu Italien.
Weblinks:
http://www.treccani.it/enciclopedia/impresa-di-fiume_(Dizionario-di-Storia)
Bild: Gabriele D’Annunzio (mit Stock) in Fiume mit einigen Legionären, 1919 - public domain
[23.5.2020 Thomas Sinha]