Vor 100 Jahren

Der Tiroler Landtag am 16.11.1920
La Dieta Tirolese il 16.11.1920

Die letzte Sitzung des Tiroler Landtages mit Südtiroler Abgeordneten

"Eine Trauersitzung des Tiroler Landtages"

Die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Saint Germain besiegelte die Teilung Tirols, die am 10. Oktober 1920 rechtswirksam wurde. Die Südtiroler Abgeordneten zum Parlament der österreichischen Republik – wie zum Beispiel der Rechtswissenschaftler Eduard Reut-Nicolussi – mussten bereits Ende 1919 ihr Amt niederlegen. Im Tiroler Landtag blieben die Abgeordneten aus Südtirol noch ein Jahr länger. Die letzte gemeinsame Sitzung der Tiroler Abgeordneten nördlich und südlich des Brenners fand am 16. November 1920 statt.

Die Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger schrieb am 16. November 1920:
„Heute beginnt der Landtag seine Tagung mit der Trauersitzung für Südtirol. Der Saal ist in Schwarz ausgeziert wie ein Sterbegemach. Vom Trauerhause weht wiederum die Trauerfahne. […]“

Am Tag darauf, am 17.10.1920, schrieb dieselbe Zeitung:
„Eine Trauersitzung des Tiroler Landtages
Die gestrige Sitzung war durch eine Trauerkundgebung fü[r] Deutschsüdtirol ausgefüllt. Im entsprechend dekorierten Sitzungssaal verlas Landeshauptmann Schraffl folgende Rede, die stehend angehört wurde:
‚Am 10. Oktober 1920 wurde der Schlußstein an das Gebäude gelegt, das die Sieger des Weltkrieges in St. Germain aufgerichtet haben. Damit ist zur Tatsache geworden, wovor tausend und abertausend deutsche Herzen im angstvollen Weh gebangt haben: Unser heißgeliebtes, unser einziges Land Tirol wurde zerrissen, der deutsche und ladinische Süden dem italienischen Staate einverleibt. Ein einziger Schmerzensschrei erfüllte an diesem Tage unser heimatliches Bergland von der Zugspitze bis zur Völkerscheide an der Salurner Klause. […]‘ “







Bild: Trauersitzung des Tiroler Landtags anlässlich der Abtrennung Südtirols am 16. November 1920 – Quelle: Tiroler Landesarchiv, Lichtbilder 20.39






[16.11.2020 Thomas Sinha]

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