"An die Leitung der amerikanischen Kinderhilfsaktion"
Eine Bitte der Eltern
In der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, unter der gerade die Tiroler nördlich des Brenners besonders schwer litten, war die amerikanische Kinderausspeisung in Innsbruck von enormer Bedeutung, wie ein Appell in der Innsbrucker Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger am 26. Februar 1921 deutlich aufzeigt:
„Eine Bitte an die Leitung der amerikanischen Kinderhilfsaktion, Ortsstelle Innsbruck [...]
Wir wissen, daß kein anderer Gedanke die Leitung des Hilfswerkes beseelt, als der, den Kindern wohlzutun […]. In diesem Sinne werden wir heute im Namen der vereinigten Eltern vorstellig. Wir, die wir die unmittelbaren Beobachter der kindlichen Bedürfnisse sind, bitten, diese segensreiche Ausspeisung auf den Vormittag zu möglichst früher Stunde (längstens 10 Uhr) zu verlegen und begründen unser Ansuchen folgendermaßen:
Der Mangel eines ausreichenden Frühstücks zwingt einen Großteil der Kinder mit fast leerem Magen einem 4-5stündigen Unterrichte beizuwohnen. Die Mehrzahl der Familien kämpft Tag für Tag einen verzweifelten Kampf um ihr Dasein. […]
Wir bitten daher unter Hinweis auf diese traurigen Umstände wohlüberlegt und dringend, den Kindern die mangelnde Morgennahrung durch vormittägige Ausspeisung zuzuführen und sind überzeugt, daß sich die Leitung der amerikanischen Kinderhilfsaktion den zwingenden Gründen […] nicht verschließen, sondern sie in wohlwollender Weise berücksichtigen.
Wir benützen den Anlaß, dem amerikanischen Volke für seine werktätige Hilfe zur Rettung unseres Liebsten und Letzten, das uns geblieben ist, den Dank der Eltern auszusprechen.
Für die vereinigten Eltern (Folgen Unterschriften)“
Bild: Wiener Bilder – Illustriertes Familienblatt, Titelseite am 25.4.1920
[26.02.2021 Thomas Sinha]