Tiroler Landtag gewählt
Die Volkspartei behauptet sich, obwohl sie an Zustimmung einbüßt; Sitze auch für die Sozialdemokraten und die Großdeutsche Partei
Bereits am nächsten Tag lag das endgültige Wahlergebnis vor: Von den 40 zu wählenden Abgeordneten, kamen 36 aus dem Wahlkreis Nordtirol, 4 aus dem Bezirk Lienz. Es sollte keine wesentlichen Veränderungen in der Zusammensetzung des neuen Landtages geben. Die leichten Gewinne für die Großdeutsche Volkspartei, einer nationalliberalen Partei, die sich für den Anschluss an Deutschland stark machte, lassen sich vermutlich auf das einen Monat vorher abgehaltene Volksabstimmung zurückführen. Bei dieser wurden die Wähler um ihre Zustimmung zum „Anschluss“ Tirols an das (demokratische) Deutsche Reich gefragt – 98,8% stimmten dafür. Die Forderung wurde nicht umgesetzt, da der Friedensvertrag von Saint Germain einen Anschluss Österreichs bzw. österreichischer Gebiete an Deutschland untersagte.
˶Die Volkspartei hat zwar an vielen Orten an Stimmen verloren, zieht jedoch auch diesmal als die weitaus stärkste Partei in den Landtag ein. Auch die Zweidrittelmehrheit dürfte sie erhalten. Die uns heute vorliegenden Ergebnisse lassen erkennen, daβ auf dem Lande vielfach die Wahlbeteiligung stärker war, als bei den letzte Wahlen; diese stärkere Beteiligung dürfte den Groβdeutschen und den Sozialdemokraten zugute gekommen sein, die in ausschlaggebenden Orten, wie Kitzbühel, Kufstein, Landeck einen namhaften Stimmenzuwachs aufweisen (…). Das Anwachsen der Sozialdemokratischen Partei erklärt sich vielleicht aus dem Zuzug von Arbeitern zu den gröβeren öffentlichen Bauten in Oberinntale (Landeck) und im Unterinntale (Kufstein).
Die kleineren Parteien, wie die Nationalsozialisten und die Gruppe der Kriegsopfer konnten auch diesmal nicht Fuβ fassen. Die nationalsozialistische Partei hat in einigen Orten auf dem Lande wohl Anhänger gewonnen, in der Stadt Innsbruck hat sie aber beträchtlich verloren.
Die Wahlen im Lienzer Bezirk dürften ergeben, daβ die selbstständig auftretende Osttiroler Wahlvereinigung ihren Listenführer Bürgermeister Obwexer nicht durchbringen wird. Voraussichtlich wird aber der auf der Liste der Volkspartei stehende Präsident Schumacher wieder in den Landtag kommen.
Die Mandtasverteilung im Landtage
Nach dem erreichten Stimmenverhältnisse erhalten in Nordtirol die Volkspartei 24, die Groβdeutschen 4 und die Sozialdemokraten 8 Mandate“ .
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com