Die Odyssee eines Fahrrads
Der Diebstahl von Fahrrädern ist heute ein genauso häufiges Problem wie vor hundert Jahren. In diesem Artikel, erschienen am 30. Juli 1921 in der Tageszeitung “Il Nuovo Trentino” erzählt ein Bürger in einem Lesebrief, wie er sein Zweirad unter glücklichen Umständen – und trotz Zuständigkeitverschiebungen - zurückerhalten konnte.
,,Gestern vormittags, als ich am Bahnhof mit dem Beladen eines Obstwagen beschäftigt war, wurde mir mein Fahrrad gestohlen, welches ich am Tor, das zum Versandbüro führt, abgestellt hatte. Als ich den Diebstahl bemerkte, informierte ich sofort die Bahnhofscarabinieri, die mir aber sagten, sie konnten nicht aus dem Bahnhoftor hinaus und ich solle zum Kommando beim Wangertor gehen, welches zuständig sei. Die Carabinieri vom Wangertor antworteten unter tausend Vorwänden, dass sie nicht zuständig seien und ich mich an das Kommando der Bürgergarde wenden solle.
In der Zwischenzeit raste der Dieb auf dem Fahrrad in Richtung Mattarello. Als er Madonna Bianca erreichte, hielt er beim Mechaniker Bridi, der dort eine Schmiede und ein Fahrraddepot hatte, und bot ihm das Fahrrad zum Kauf an. Bridi, der das Fahrrad kurz zuvor repariert hatte, erkannte es sofort und, da er sich sicher war, dass es sich um einen Diebstahl handelte, gelang es ihm, den Dieb durch eine charmante List aufzuhalten, während er die Carabinieri von Mattarello informierte. Diese erschienen sofort am Tatort, nahmen den Schurken fest und brachten ihn ins Gefängnis”.
Ein Bürger
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com