Vor 100 Jahren

Julius Perathoner - Gemälde von Alois Delug

Perathoner und der König von Italien

Die Rede des Bürgermeisters von Bozen vor Viktor Emanuel III. wird in der italienischen Presse rezipiert

Die kurze Ansprache in deutscher Sprache, mit der der Bozener Bürgermeister Perathoner den italienischen König Viktor Emanuel III. bei seiner Reise durch die – nach italienischer Auffassung der damaligen Zeit - "erlösten Länder" begrüßte, erregte Aufsehen. Der Corriere della Sera widmete der Angelegenheit mehrere Artikel. Bereits am 14. Oktober war in dem Artikel "Lange Ovationen in Bozen" zu lesen:

"(...die Vorstellung vor dem König...) von Perathoner, der in deutscher Sprache die Eckpunkte seines bekannten Programms wiederholte: "Ich grüße Eure Majestäten im nun in Italien aufgenommenen (Anmerkung: kursiv im Original!) Bozen,... (...) Aber der König, der die deutsche Sprache perfekt beherrscht, schaute nach links und rechts, als ob er die Worte des Bürgermeisters nicht verstehen würde".

Am 22. Oktober 1921 berichtete die Zeitung dann über die Antwort von Premierminister Bonomi auf eine Anfrage des Herrn Abgeordneten Salandra zum selben Thema:

"Der Text der Rede, mit der der Bürgermeister von Bozen S.M. Il Re begrüßte, wurde von den italienischen und deutschen Zeitungen unterschiedlich wiedergegeben. Die Sätze, auf die sich die Anfrage am unmittelbarsten bezieht, lauten nach offiziellen, vom Redner selbst schriftlich bestätigten Angaben: "Ich werde im Vertrauen darauf gern bereit sein auf die von Schmerze über die gewaltsame politische Loslösung vom deutschen Mutterland noch immer schwerbedrängte Bevölkerung im beruhigenden Sinne einzuwirken.“

Wie man aus diesen Worten ersehen kann, hat Bürgermeister Perathoner, als er Seiner Majestät dem König die ergebensten Grüße und den wärmsten und herzlichsten Dank für die in der Rede der Krone an die deutsche Bevölkerung gegebenen Zusicherungen übermittelte, mit keinem Wort den Zustand der Unterdrückung erwähnt, in dem sich die deutschsprachigen Gebiete im Königreich Italien befinden würden, von dem sie jetzt ein untrennbarer Teil sind.“

Wie aus den Berichten hervorgeht, waren die italienischen Zeitungen daher bestrebt, jede Diskussion über die Lage der Minderheiten sorgfältig zu vermeiden und die Worte von Bürgermeister Perathoner zu verdrehen.

Astrid Panizza

panizza.astrid@gmail.com

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