Einweihung der Gedenktafel an „Dantes Ruine“ in Lavini di Marco
Um die Italianität des 1918 an das Königreich Italien angeschlossenen südlichen Tirols zu betonen, wurde auch der florentinische Dichterfürst Dante Alighieri bemüht.
In seiner „Divina Commedia“ findet sich im XII. Gesang (Kapitel) der Vers „Wie jener Felssturz ist, der diesseits Trients - Durch Erderschütt'rung oder Stützungsmangel - Die Etsch in ihre linke Flanke traf“. Dante beschreibt damit den Eingang in den Höllenkreis, in dem Gewaltverbrecher bestraft werden. Dieser Verweis auf die Stadt Trient gab Anlass dazu, den Felssturz in der Nähe von Marco bei Rovereto mit einer Gedenktafel zu schmücken – wobei Dante vermutlich eher die Felsformation bei Castel Pietra nahe Calliano gemeint haben dürfte.
Aber die nationalistische Propaganda jener Zeit wollte Fakten schaffen und die Zeitung "Il Nuovo Trentino" vom 5. Dezember 1921 berichtete über die Einweihung der Gedenktafel in Marco:
,,Am Samstagmorgen wurde auf Initiative der „Accademia degli Agiati“ in der Nähe von Marco die Marmortafel zu Ehren des obersten Dichters enthüllt, auf der die berühmten Verse stehen, die sich höchstwahrscheinlich auf den historischen Ort beziehen. In Abwesenheit von Professor Zandonati, der gesundheitsbedingt abwesend war, verlas Professor Bridi die Rede. Der Studienleiter von Verona und der Bürgermeister von Marco, welcher das Denkmal entgegennahm, ergriffen ebenfalls das Wort. An der Gedenkfeier nahmen nicht nur alle unsere Schüler der Mittelschulen teil, sondern auch eine Vertretung von Schülern aus Verona. Um 12 Uhr mittags wurde den Akademikern im Hotel Rovereto ein Bankett mit 50 Gedecken serviert, das wie immer tadellos war und mit Trinksprüchen und Heiterkeit gefüllt war. Am Nachmittag hielt Professor Arturo Valdarnini von der Universität Bologna in der Aula des Liceo femminile zum Abschluss des Tages eine Gedenkrede über Dante“.
Astrid Panizza
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