Vor 100 Jahren

Karte, die das Gebiet des Sudetenlandes zeigt
Quelle: Wikipedia

An die Wähler appellieren

Die Innsbrucker Nachrichten vom 12. Januar 1922 rufen ihre Leser dazu auf, zehntausend Unterschriften für ein Referendum gegen die Abtretung des österreichischen Gebiets des deutschsprachigen Sudetenlandes an die Tschechoslowakei zu sammeln Diese war im bereits wenige Wochen zuvor unterzeichneten Prager Vertrag beschlossen worden.

Nachfolgend der Wortlaut der Zeitung:


„Der Tiroler Landtag tritt in den nächsten Tagen zusammen. In der Landesordnung, die bereits genehmigt ist, ist auch das Recht zum Volksbegehr, wenn es zehntausend stimmberechtigte Personen verlangen, sichergestellt (…)
Wie zeitgemäβ und wie notwendig ein solches Begehren des Volkes ist, beweisen uns die Vorgänge der letzten Wochen, die uns das Abkommen von Prag zwischen Österreich und der tschecho-slowakischen Republik gebracht haben. Der Bevölkerung von Tirol sind die Punkte dieses Abkommens, das auf dem Schandvertrag von Saint Germain aufgebaut ist, wohl bekannt. Wenn wir in Tirol der Garantieklausel, die sich die beide Staatsoberhäupter Österreichs und der tschecho-slowakischen Republik ausgeklügelt haben, zustimmen, so anerkennt das Volk von Tirol die Zerreiβung Tirols und die Auslieferung der Deutschen in den Sudetenländern an die Tschechen auf alle Zeiten hinzu. Da kein Tiroler den Vertag von Saint Germain anerkannt hat, so ist auch kein Tiroler imstande, den Vertrag von Lana / Prag beizupflichten. Wir wollen es unternehmen, dem Tiroler Landtage den Willen von mindestens zehntausend stimmberechtigten Wählern zu unterbreiten, die dem geplanten Raube des Tiroler Landesrechtes schärfsten Widerstand entgegensetzen und die bereit sind, das unveräuβerliche Recht der Selbstbestimmung der Tiroler dies- und jenseits des Brenners zu wahren“.

Astrid Panizza

panizza.astrid@gmail.com

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