Messe Bozen: Bericht über die vergangene Ausgabe
Am 17. Februar tagte der Ausschuss des Bozner Messevereins.
Nach der Ausgabe von 1921, die durch das faschistische Attentat auf den Trachtenzug und die beiden Opfer Franz Innerhofer aus Marling und Giovanni Battista Daprà aus Ziano di Fiemme überschattet wurde, ging der Vorstand nicht weiter auf die Einzelheiten der Ereignisse des Blutsonntags ein. Vielmehr analysierte er die ,,idealen und materiellen“ Ergebnisse der vergangenen Ausgabe. In Anbetracht der wirtschaftspolitischen Lage sei es fraglich, ob es ratsam ist, für das laufende Jahr eine Neuauflage zu planen. Tatsächlich fand die Bozner Messe erst 1948 wieder statt.
Die Bozner Nachrichten vom 18. und 19. Februar 1922 geben einen Überblick über die Arbeit des Ausschusses.
,,Wenn wir nun zur kritischen Betrachtung des Erfolges übergehen, so müssen wir vor allem zwei Gesichtspunkte im Auge behalten und zwar 1. Der ideale Erfolg; 2. Der materielle Erfolg.
Was den idealen Erfolg anbelangt, so kann berechtigterweise gesagt werden, daβ das Resultat die gehegten Erwartungen bei weitem im günstigem Sinne übertroffen hat. In einer Zeit der wirtschaftlichen Krise und im schwersten Ringen um die Existenzmöglichkeit, hat die Bozner Kaufmannschaft trotz der widerlichen Verhältnisse die Kraft bewiesen, eine derartige Veranstaltung in würdiger Weise durchzuführen, ein Erfolg, der in moralischer Hinsicht nicht hoch genug angeschlagen werden kann und der zu den schönsten Hoffnugen für die Zukunft berechtigt. (…)
Wenn das materielle Ergebnis nicht den gehegten Erwartungen entsprochen hat, so liegt dies in der Ungunst der gegenwärtigen Verhältnisse (…) Durch Streich und Eisenbahnsperren wurde die Transportdauer einzelner Güter wesentlich verlängert; infolge Erhöhung der Frachtentarife die Transportkosten verteuert, wodurch mancher Aussteller zu Schaden kam, ganz abgesehen von dem materiellen Verlust, den alle Aussteller durch die vorzeitige Schlieβung der Messe erleiden mußten.
(…)
Der Ausschuss des Vereines hat sich ferner damit befaßt, die Aussichten für die Durchführung einer Veranstaltung im heurigen Jahre zu prüfen und ist auf Grund wiederholter Beratungen zu dem Ergebnisse gelangt, von der Wiederholung einer Messe im Stile des vorjährigen für heuer abzusehen. Die Unsicherheiten der handelspolitischen Verhältnisse, die Zollschranken und die allgemeine Geldknappheit eröffnen keine günstigen Aussichten für die Wiederholung einer ähnlichen Veranstaltung vor Eintritt günstiger Verhältnisse.“
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com