Vor 100 Jahren

Truffatore
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Ein falscher Finanzbeamter

Vor dem Schwurgericht in Bozen hatte sich in diesen Tagen vor 100 Jahren ein falscher Finanzbeamter zu verantworten.

Tullio Carozzi, geboren 1893 in Lavarone und wohnhaft in Rovereto war eigentlich Sohn einer angesehenen Familie. Seine Schulkarriere war aber alles andere als erfolgreich, er hatte einen Hang zum „Großtun, Müßiggang und Lügenhaftigkeit“, wie die Bozner Nachrichten vom 12. Juni 1922 schreiben.

„Ende 1921 war er nach Meran gezogen, dort aber keiner richtigen Arbeit nachgegangen. Vielmehr zog er es vor, sich als Offizier der Finanzpolizei auszugeben und den Leuten vorzugaukeln, er könne in dieser oder jener Gelegenheit bei den italienischen Behörden schlichten. Offenbar ein einträgliches Geschäft.
Einem Meraner Geschäftsmann hatte er sich im Frühsommer sogar als Sekretär der Faschistenpartei vorgestellt. Und ihm geraten in der Zeit der großen Faschistenversammlung, die in Meran abgehalten wurde, sein Geschäft zu schließen, da er sonst Gewalttaten und Demonstrationen zu befürchten hätte. Um unbehelligt zu bleiben, solle der Geschäftsmann der Faschistenvereinigung 500 Lire bezahlen – die Summe floss selbstredend in die Tasche von Carozzi“.

Solche und ähnliche Gaunereien vollbrachte Tullio Carozzi das ganze erste Halbjahr hindurch. Bis schließlich eine Wirtin in Untermais seine Gaunereien aufdeckte und der junge Mann verhaftet und vor Gericht gestellt wurde.

Astrid Panizza

panizza.astrid@gmail.com

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