Verfasser: Gustav Wilhelm Kraus
Neue Demonstrationen und Verwundung von Italienern in Innsbruck
Hitzige Töne im Raum Innsbruck gegen den Anschluss Südtirols an Italien. Jeder Italiener wird zur Zielscheibe, gilt automatisch als Faschist und wird bedroht und verprügelt.
Die Bozner Zeitung "Piccolo Posto", die den Faschisten nahestand, berichtet über die Vorkommnisse von 3. Juli 1922. Es fällt auf, wie stark die Opferolle der Italiener dabei hervorgestrichen wurde:
“Heute Abend fanden in Innsbruck Protestkundgebungen gegen den Anschluss Südtirols an Italien statt. Die Redner wandten sich gegen Italien und die Faschisten.
Die Demonstranten wollten gegen das italienische Konsulat demonstrieren, doch die Gendarmerie bewachte den Eingang und die Zugänge. Die Demonstranten (die auch von den Rednern aufgefordert wurden, sich zu beruhigen, nachdem sie sie zwei Stunden lang zum Hass angestachelt hatten), die sich in viele Gruppen aufteilten, gaben die Idee der Demonstration am italienischen Konsulat auf und machten sich auf die Suche nach den Italienern. Zwei Ladenbesitzer, die durch Innsbruck fuhren, wurden von einer überwiegenden Anzahl von Unruhestiftern, die sie an jeder Verteidigung hinderten, zu Brei geschlagen [...]. In der vergangenen Nacht wurden vier Italiener im "Café München" von einer etwa zweihundertköpfigen, mit Stöcken bewaffneten Studentengruppe zunächst beleidigt und dann belagert, die, um eine mögliche Flucht zu verhindern, das Café umstellte und alle Zugänge versperrte. Die Polizei eilte herbei und war kaum in der Lage, die vier Unglücklichen in ihre Wohnungen zu führen.
Täglich kommt es zu Zwischenfällen zwischen Italienern und Studenten. Die Italiener werden ständig angehalten, sie werden gefragt, was sie in Österreich machen, warum sie in Innsbruck sind, wenn sie Faschisten sind“.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com