Herbstwetter im Juli.
Wenn man in den Zeitungen vor 100 Jahren blättert, glaubt man den endgültigen Beweis für den allgegenwärtigen Klimawandel gefunden zu haben.
In Tirol hatte es damals – mitten im Sommer – einen Wintereinbruch gegeben, der Inn führte Hochwasser und überall gab es Murenabgänge. Doch der aufmerksame Leser kann erkennen, dass dieses Ereignis wohl nur eine Wetterkapriole war. Denn der Satz „[…] und das Thermometer, das sonst um diese Zeit selten unter 30 Grad sinkt, stand durchschnittlich zwischen 8 bis 10 Grad“, sowie die anschließende Erwähnung über die Borkenkäferplage in Hinterriss lassen – zumindest vom Wetter her – Parallelen zur heutigen Zeit erahnen.
Die Innsbrucker Nachrichten vom 17. Juli 1922 berichten: „Wer die Jahreszeit nicht nach dem gedruckten Kalender, sondern nach ihrem atmosphärischen Charakterbild beurteilen wollte, würde ohne Zweifel aus den letzten Tagen auf den Spätherbst so um die Wende Oktober-November herum schließen. […] seit Freitag herrschte trübes Wetter, die Berge trugen bis ins Tal herab dichte Nebelmäntel, der Regen floss und strömte fast ununterbrochen […]. Die Berge tragen Neuschnee, der an der Nordseite bis zur Höttinger Alm reicht.“
In einem daran anschließenden Artikel wird über die Borkenkäferplage berichtet – ein Phänomen, welches vor allem nach trockener und heißer Witterung in den Vorjahren auftritt: „Die Hinterrisser Bundesforste zwischen Achensee und Isar mit einer Flächenausdehnung von 5000 Hektar sind von einem überaus starken Borkenkäferbefall heimgesucht. Da nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, um der drohenden Gefährdung dieser Bundesforste entsprechend begegnen zu können, wurde […] auf Ersuchen der Forst und Domänendirektion Innsbruck von den Innsbrucker Truppen ein Hilfsdetachement in die Hinterrisser Forste entsendet.“
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com