Der Amtsschimmel früher und jetzt.
Auch früher war die Bürokratie ein Thema.
Doch hat die Abschaffung der Monarchie die Zähigkeit des Beamten- und Verwaltungsapparates offensichtlich drastisch verschärft. So schreibt ein Staatspensionist in den Innsbrucker Nachrichten vom 24. Juli 1922:
„Während einer langen Dienstzeit habe ich in verschiedenen Angelegenheiten ca. 50 Majestätsgesuche verfasst, deren Erledigung trotz vieler Erhebungen innerhalb längstes vier bis fünf Monaten erfolgte. Seit Jänner 1920 legte ich dem Bundespräsidium vier Gesuche vor, von denen eines innerhalb von zehn Monatenerledigt wurde, während drei Gesuche nunmehr elf und mehr Monate ausständig sind. Ich weiß ganz genau, dass die Präsidialkanzlei des Bundespräsidenten die Gesuche im Sinne des Bundesverfassungsgesetzes den betreffenden Bundesministerien sofort zur Prüfung übergibt; aber beim Ministerium denkt man sich, die armen Leute sollen nur warten, und wenn sie mittlerweile sterben, ist dem Kleinstaate Österreich geholfen“.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com