Tiere aus Ungarn als Kriegsschadenersatz
Die Zeitung "Il Nuovo Trentino" vom 6. September 1922 informierte die Bevölkerung über die Möglichkeit, Tiere als Kriegsschadenersatz zu beantragen.
Konkret geht es um Rinder oder Schweine aus Ungarn wobei gerade Ungarn als ehemaliger Teil der Habsburgermonarchie nach Kriegsende mit dem Verlust von 2/3 des eigenen Territoriums durch den Friedensvertrag von Trainon besonders hart getroffen wurde. Die ungarische Landwirtschaft galt in der Vorkriegszeit als besonders leistungsstark.
Dies ist der Bericht der Zeitung:
„Die Einzug von Tieren nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Ungarn wird bald beginnen, um sie als Kriegsreparationen an Landwirte in den befreiten und erlösten Provinzen zu verteilen. Ungarn soll 6000 Rinder und 5000 Schweine abgeben.
Die Rinder, meist Färsen und trächtige Kühe, sind von der roten Simmentaler Rasse (gefleckt) oder Kreuzungen der Simmentaler Rasse mit der ungarischen Rasse. Da im Trentino nur Grau- und Braunvieh gehalten wird, ist der Kauf von Rindern aus Ungarn zu Zuchtzwecken nicht zu empfehlen. Andererseits konnten diejenigen, die ungarische Rinder zur Schlachtung abgeben wollten, dies tun, was aber nur bei Färsen ohne große Verluste möglich ist.
Die Schweine sind 6 bis 12 Monate alt und wiegen mindestens 70 kg.
Wer einen Kriegsschadenersatz von Rindern oder Schweinen aus Ungarn tätigen möchte, muss beim Steueramt einen Antrag stellen und außerdem bis 15. dieses Monats eine Reservierung beim Rat vornehmen, in der die Anzahl und die Menge der gewünschten Tiere angegeben sind. Landwirte, die bereits einen Antrag für Rinder aus Deutschland gestellt haben und stattdessen Rinder oder Schweine aus Ungarn haben möchten, müssen ebenfalls einen Antrag beim Rat stellen.
Wenn bis zum 15. September keine Vormerkungen eingegangen sind, muss der Rat auf die Rücknahme von Rindern aus Ungarn verzichten“.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com