Die italienische Sprache in den Zeichen
Die Bozner Zeitung "Il Piccolo Posto", eine pro-faschistische Zeitung, berichtet in einem Artikel vom 18. November 1922, wie in Gröden beschlossen wurde, die Hotelschilder zweisprachig zu gestalten und dem Italienischen gegenüber dem Deutschen den Vorrang zu geben.
Die Zeitung berichtet kurioserweise, dass die Bevölkerung, deren Muttersprache mehrheitlich Ladinisch ist, mit der Entscheidung zufrieden ist.
Dies kann gelesen werden:
„Die Arbeit der P.N.F. in Gröden wird immer deutlicher bejaht und von der Bevölkerung mit echter Sympathie und vor allem mit einem Gefühl der Erleichterung verfolgt, denn endlich gibt es eine Partei, die weiß, was sie will, und die ihre Ziele mit Entschlossenheit verfolgt und der Bevölkerung wirksam hilft, sich von den letzten Resten der Unterwerfung unter die deutsche Herrschaft mit Sorge zu befreien.
Am vergangenen Freitag fand auf Einladung von Rag. Desio vom Tridentinischen Verband eine Versammlung von Geschäftsleuten und Hoteliers in St. Ulrich statt, um die Frage der Sprache auf den Schildern zu klären.
An der Sitzung nahmen über 90 % der interessierten Parteien und der Bürgermeister selbst, Herr Demeiz, teil. Rag. Desio erläuterte die zahlreichen Gründe, warum im moralischen und materiellen Interesse des Grödner Tals eine Änderung der Beschilderung gefordert wird, die der veränderten Zeit und dem italienischen Charakter des Tals entspricht.
Herr Senoner, Inhaber des Albergo all'Aquila, schlug die Zweisprachigkeit der Insignien vor. Herr Stuflesser geht davon aus, dass die Ladiner nie Pangermanisten waren und vor dem Krieg sogar heftig gegen den "Tiroler Volksbund" opponierten.
Sie sind nur stark mit der Tradition ihrer Täler verbunden. Sie waren jedoch der Meinung, dass die deutsche Sprache nicht völlig abgeschafft werden konnte, da Gröden als Grenzgebiet häufig mit deutschen Elementen im Tal in Verbindung stand.
Es folgten weitere Vorschläge, und schließlich kam man zu dem logischen Schluss, die italienische Sprache an die Stelle des Ehrenplatzes zu setzen und die deutsche Sprache vorerst als Beiwerk und in kleinerer Schrift beizubehalten. [...]
Ladinien hatte sich inzwischen entschlossen auf den geraden Weg begeben und war wieder das, was es zwanzig Jahrhunderte lang gewesen war: italienisch in Sprache, Sitten und Gebräuchen; ein stolzer und zäher italienischer Charakter, an dem die jahrtausendelangen Germanisierungsversuche Österreichs zerschellten“.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com