Frauenmord in Innichen
In der Bozner Zeitung "Il Piccolo Posto", die den Faschisten nahestand, vom 9. Dezember 1922 erschien ein Bericht über einen Frauenmord, ein auch heute noch sehr aktuelles Thema.
In diesem Fall wurde eine Frau ermordet und ihre Leiche in Schlanders gefunden. Nach einiger Zeit gestand der Ehemann den Mord.
Der Mann wurde zu einer Haftstrafe von nur vier Jahren verurteilt. Damals hatte die Gewalt gegen Frauen noch nicht den gleichen Stellenwert wie heute, und es sollte noch viele Jahre dauern, bis sich dahingehend etwas ändert. Bemerkenswert übrigens der Umstand, dass die Vornamen des Täters und des Opfers bereits italianisiert wiedergegeben werden – aus (vermutlich) „Luis“ wurde „Luigi“. Dies zeigt eindeutig die Tendenz der Zeitung, die eine der einschneidendsten Assimilierungsmaßnahmen der Faschisten vorwegnahm: die völlige Auslöschung der Identität der deutschen und ladinischen Bevölkerung, denen selbst ihr persönlicher Name genommen und italianisiert wurde.
Hier der Bericht der Zeitung:
"Bei der Gerichtsverhandlung in unserer Stadt fand dieser Tage der Prozess gegen Luigi Hupf aus Innichen statt, der wegen Mordes an seiner Frau angeklagt ist. Wie die Zeitungen damals berichteten, wurde am 2. April in der Nähe von Schlanders die Leiche einer Frau von Eisenbahnarbeitern gefunden, deren Schädel mit einem Stock eingeschlagen worden war. Die Leiche wurde als die von Caterina Hupf identifiziert, und der Verdacht fiel sofort auf ihren Ehemann. Zunächst verneinte der Ehemann, doch später, unter dem Druck der erdrückenden Beweise gegen ihn, gestand er schließlich, dass er seine Frau getötet hatte, weil er es leid war, dass sie ihn schlecht behandelte. Das Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zwei Monaten".
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com