Quelle: Anton Kneußl; Sammlung Kneußl – TAP
Der Umbau des Innsbrucker Bahnhofes
Tiroler Eisenbahn im Umbruch
Der Innsbrucker Hauptbahnhof ist im Jahr 1923 in einem desolaten Zustand, weshalb noch vor der Übergabe der österreichischen Bahnstrecken und Bahnhöfe an die neuen Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ, später ÖBB) eine Reihe von vorläufigen Umbauarbeiten durchgeführt werden sollen. Am 16. April findet dazu eine „Enquete bei der Bundesbahndirektion Innsbruck“ statt, die sich mit den Projektvorschlägen beschäftigt. Die „Innsbrucker Nachrichten“ berichten in ihrer Ausgabe vom 17. April ausführlich über die Pläne:
„Das Projekt, das vorgelegt wurde, zerfällt in zwei Teile: in die neue Geleisanlage und in die provisorischen Umbauarbeiten im Hauptgebäude. Die Arbeiten an den neuen Geleisanlagen können schon als ein Teil des Definitivums angesehen werden, während die Umbauarbeiten einen rein provisorischen Charakter haben und nur zur Schaffung von Verkehrserleichterungen bis zum endgültigen Neubau des Hauptbahnhofes dienen sollen. Die neuen Geleisanlagen sollen von einem Inselperron unterbrochen sein, der durch einen Tunnel mit dem Hauptgebäude verbunden wird. Im Verlaufe des weiteren Ausbaues des Bahnhofes sollen dann noch weitere drei Verbindungstunnels gebaut werden. Die Kosten für diese Arbeiten werden sich auf etwa neun Milliarden belaufen.
Die Arbeiten im Hauptgebäude erstrecken sich auf die Erweiterung der Schalterhallen und die dadurch notwendig werdende Verlegung der Räumlichkeiten der Bahnhofrestauration. Es ist geplant, die heute Schalterhalle und Restaurant trennende Wand zu entfernen und so einen großen Raum zur Errichtung einer den Anforderungen unseres Verkehres entsprechenden neuen Schalterhalle zu erreichen. Auch die Wartesäle sollen neu eingebaut und entsprechend vergrößert werden. [...]
Um die Restauration neu unterbringen zu können, soll dann an der Nordseite des Bahnhofgebäudes, dort, wo heute der überdeckte Personenausgang ist, ein provisorischer Anbau errichtet werden. Es wird ein ebenerdiges schmuckes Rotgebäude werden, das seinen Dienst ja auch nur bis zum endgültigen Neubau des ganzen Bahnhofgebäudes versehen soll. An der Nordseite dieses Rotgebäudes wäre noch Gelegenheit, einen gewiß hübschen Restaurationsgarten anzulegen.
Da auch bei der technischen Durchführung dieser Arbeiten auf das reine Provisorium, das sie darstellen, Bedacht genommen werden soll, werden die Kosten dieses Teiles des Bauprogrammes auf etwa zwei Milliarden zu stehen kommen.
[...]
Im Verlaufe der gestrigen Beratungen brachten eine Reihe von Teilnehmern an der Enquete [...] Bedenken gegen die Durchführung eines Provisoriums vor und verlangten, daß zumindest ein Teil des seinerzeitigen Definitivums gebaut werde. Mit einem Provisorium sei nicht viel genützt und es entstehe dadurch nur die Gefahr, daß nach diesen Arbeiten die Frage des Neubaues des Innsbrucker Bahnhofes wieder für Jahrzehnte einschlafen werde.“
20.04.2023 - Maria Pichler