„Jesu Herz, dir ew’ge Treue….“
Bewegendes Herz-Jesu-Fest in Lienz, verbotene Feuer in Südtirol
Die Herz-Jesu-Feuer in den drei Landesteilen der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gehen auf ein Gelöbnis der Tiroler Landesstände während des Ersten Koalitionskrieges im Jahr 1796 zurück, mit dem das Land angesichts der Bedrohung durch die Franzosen dem Heiligsten Herzen Jesu anvertraut worden ist. Dieser Bund wird seitdem jährlich am zweiten Sonntag nach Fronleichnam festlich mit feierlichen Prozessionen und traditionellen Böllerschüssen erneuert. Weitum sichtbar die Bergfeuer, die am Herz-Jesu-Samstag oder Sonntag entzündet werden.
Die Lienzer Nachrichten berichten in ihrer Ausgabe vom 16. Juni 1923 über ein bewegendes Herz-Jesu-Fest in Osttirol:
„Das Herz Jesu-Fest wurde in Osttirol Stadt und Land auf das erhebendste begangen. Die Generalkommunion und der Festgottesdienst in der Lienzer Stadtpfarrkirche wiesen eine erfreuliche Beteiligung seitens der Bevölkerung auf. Zum Festgottesdienst waren auch die Lienzer Schützenkompagnie und die kath. Vereine mit Fahne ausgerückt. Die Vertretung der Stadtgemeinde nahm im Presbyterium am Festgottesdienst teil.
Abends gab es eine prächtige Bergbeleuchtung; vom Pfarrturm klangen die Weisen eines Bläserquartetts, das Herz-Jesus-Bundeslied und das Andreas-Hofer-Lied in die friedliche Nacht hinaus, allen kündend das Treuegelöbnis des kath. Tirols zu seinem Bundesherrn.“
Während die Nord- und Osttiroler 1923 ein würdiges Herz-Jesu-Fest feiern konnten, waren in Südtirol die Herz-Jesu-Feuer in der Zeit des Faschismus verboten.
Dennoch brannten wie 1922 auch am Herz-Jesu-Sonntag 1923 mancherorts die traditionellen Bergfeuer, wie die Bozner Nachrichten am 11. Juni unter dem Titel „Vom Wetter“ berichten:
„Die herrliche Witterung hält an, besonders der gestrige Herz Jesu-Sonntag war von schönstem Wetter begünstigt. Am Abend sah man dann auf den Bergen der Umgebung einzelne Höhenfeuer. Auch einige Böllerschüsse konnte man vernehmen.“ […]
15.06.2023 - Maria Pichler