Quelle: Fondazione Museo Storico del Trentino
Erholung, Stärkung und faschistische Erziehung
Ferienkolonie von Mailänder und Trienter Kindern in Vigo di Fassa
Aus medizinischer Sicht dienten die Ferienkolonien in erster Linie dem Kampf gegen die Tuberkulose und ermöglichten vor allem Kindern aus ärmeren Familien eine gute Zeit, in der sie sich erholen, sich stärken und miteinander spielen konnten. In den 1920er Jahren war es vor allem das Rote Kreuz, das solche Sommerkolonien am Meer oder in den Bergen organisierte. Ab 1928 nahm der Faschismus die Organisation dieser Kinderferien in die Hand – schließlich war es eine gute Gelegenheit, die betreuten Kinder „zur Liebe zum Guten und zum Vaterland“ zu erziehen, wie der „Corriere della Sera“ in seiner Ausgabe vom 18. August über eine solche Ferienkolonie in Vigo di Fassa berichtet:
„In den eleganten und hübschen Pavillons - einst alpine Kasernen - in denen sich jedes Jahr im Sommer zahlreiche Gruppen von Mailänder Jungen und Mädchen zur Klimakur versammeln, sind in diesem Jahr zum ersten Mal […] auch Kinder aus dem Trentino mit dabei. Die Mailänder Mädchen haben sich im Pavillon versammelt, der den Namen Jolanda di Savoia trägt, zu Ehren ihrer Hochzeit. Die rund siebzig Mädchen haben den Platz einer gleich großen Gruppe von Mailänder Kindern eingenommen, die nunmehr ihren vierzigtägigen Aufenthalt beendet haben. Die Gruppe der kleinen Trentiner ist erst vor wenigen Tagen eingetroffen und wurde offiziell gestartet, als der Präfekt Comm. Guadagnini, der kommissarische Präfekt von Trient, Comm. Peterlongo, Senator Zippel und andere Gefolgsleute gegen 18 Uhr in Vigo di Fassa angekommen sind. […]
Bei der Ankunft des Präfekten sangen die Kinder auf dem Platz des Trentiner Pavillons in zwei Gruppen die Nationalhymne. Der Präfekt und die anderen Behörden sprachen dann mit der Leiterin der Trentiner Kolonie, Frau Danieli, die zwei Generationen zur Liebe zum Guten und zum Vaterland erzogen hat, und mit den Lehrerinnen der Trentiner und Mailänder Kolonien, um Informationen über die Organisation der Kolonie und den Zustand der Kinder zu erhalten. Anschließend besichtigten die Besucher die Pavillons, die Schlafsäle, den Speisesaal, die Küche und die anderen Räume, bewunderten die absolute Sauberkeit und perfekte Ordnung.
Als die Gruppe den Speisesaal der Mailänder Kolonie betrat, standen die Kinder auf und sangen ein schönes patriotisches Lied auf Trient.
Bevor die Besucher den Rückweg antraten, wurde ihnen ein Mittagessen serviert. Der Präsident des Italienischen Roten Kreuzes, Avv. Cappelletti, nutzte nach dem Essen die Gelegenheit, um sich beim Präfekten und bei den anderen Behörden für den Besuch zu bedanken und darauf hinzuweisen, dass die eröffnete Kolonie nur die erste einer Reihe ist, die in den kommenden Jahren im Rahmen des umfassenden Programms des Trentiner Komitees des Roten Kreuzes eingerichtet werden sollen, sofern die Regierung dazu bereit ist, durch moralische und materielle Unterstützung ihre Umsetzung zu ermöglichen. […]”
17.08.2023 - Maria Pichler