Quelle: Wikipedia
„…der schönste Beruf und Name Mutter“
Tiroler Frauen tasten sich an die Politik heran
Im Vorfeld der Nationalratswahlen in Österreich 1923 forderten die katholischen Frauen in Tirol eine eigene Kandidatin, denn „ins Frauenleben und in Fraueninteressen, in Fragen der Schule, der Ehe, der wirtschaftlichen und rechtlichen Stellung der Frau, Kinderwesen, Jugendfürsorge, Mädchenschutz und Mädchenbildung wird der beste Mann sich kaum jemals in die innere Welt hineinarbeiten können, in der die mütterlich denkende Frau die Sache betrachtet“, wie die „Tiroler Bauernzeitung“ im September 1923 schreibt.
Österreich hatte 1918 das allgemeine – aktive wie passive – Wahlrecht für Frauen eingeführt, dennoch war es für die Frauen vor 100 Jahren eher die Ausnahme und nicht die Regel, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren.
Die Lienzer Nachrichten berichten am 15. September 1923:
„Frauen-Versammlung. Der von der kathol. Frauen-Organisation veranstaltete Versammlungs-Abend hatte einen großen Besuch aufzuweisen und nahm einen glänzenden Verlauf. Das Referat erstattete der vom Osttiroler Katholikentage her bekannte Redner Direktor Leeb aus Wien. In seinen Ausführungen behandelte er die kathol. Familie als Mittelpunkt der menschlichen Gesellschaft. Von treffenden Beispielen gewürzt, zeigte er, wie die Gesundung von Staat und Gesellschaft nur von der Familie ausgehen kann. Wie die Familie, so das öffentliche Leben. Für die Frau ist und bleibt der schönste Wirkungskreis nicht die Öffentlichkeit, sondern die Familie, der schönste Beruf und Name Mutter. Die ausgezeichneten Ausführungen fanden Wiederhall [!] in allen Herzen und wurden mit langanhaltendem Beifalle aufgenommen. Daran anschließend sorgten zuerst die kathol. Mädchen und dann die Studenten in mehreren Einaktern für Unterhaltung. Den Teilnehmern wird der schöne Abend noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben.“
14.09.2023 - Maria Pichler