Die Etsch und der Gardasee
Das Trentino schmiedet Ideen zur Nutzung der Wasserkraft
Seit jeher spielt das Wasser in der Geschichte des Trentino eine große Rolle: die Trockenlegung der Täler, die Ab- und Zuleitung von Flüssen, die Nutzung der Wasserkraft. Das ist bis heute so, wie der Notstand im vergangenen Frühjahr und die diskutierte Ableitung des Wassers aus der Etsch in den Gardasee aufgezeigt haben.
In diesen Tagen vor 100 Jahren sorgte ein umfassendes Projekt zur Regulierung der Etsch im Trentino für angeregte Diskussionen. In der Ausgabe der Tageszeitung „Il Nuovo Trentino“ vom 23. Oktober veröffentlicht Ingenieur Ferruccio Barni, Mitglied der „deputazione provinciale“ von Verona seine Argumente für das Projekt:
„Geschätzte Freunde,
wie Sie sicherlich der Tagespresse entnommen haben, ist beim zuständigen Ministerium ein Antrag auf eine Wasserkraftwerkskonzession eingereicht worden, der auf folgenden Grundlagen beruht:
- Ableitung eines Teils des Etschwassers in den Gardasee;
- Bau eines Wasserkraftwerkes in der Nähe von Torbole;
- Bau eines schiffbaren Kanals mit drei Wasserkraftwerken zwischen dem Gardasee und dem Po;
- Urbarmachung der Seen und Sümpfe von Mantua;
Dieses Projekt hat folgende Vorteile für die Region des Gardasees:
- Regulierung des Seespiegels, wodurch die großen und verheerenden Überschwemmungen für die Zukunft vermieden werden können;
- Eröffnung einer schiffbaren Verbindung vom Gardasee zum Meer, die den Gütertransport auf dem See beleben und unseren Industrien neue Entwicklungsmöglichkeiten geben wird;
- Beschäftigung zahlreicher Arbeitskräfte für mehrere Jahre;
- Bau einer elektrischen Straßenbahn Verona-Garda, wie von der Finanzierungsgruppe versprochen.
Unter diesen Umständen halte ich es für meine Pflicht, als Vertreter des Gebiets in der „deputazione provinciale“ von Verona ein Treffen mit den Vertretern der Gemeinden und der Faschisten von Garda einzuberufen. Dies aber nicht um für oder gegen das Projekt zu werben, sondern um den Grundsatz zu bekräftigen, dass ein Projekt, das unserer Region eine so große Möglichkeit an Vorteilen bietet, nicht von vornherein verworfen werden darf, sondern objektiv geprüft werden muss […]“
26.10.2023 - Maria Pichler