Vor 100 Jahren

Der Innsbrucker Bahnhofsplatz wurde im Jahr 1923 in Südtirolerplatz umbenannt
Foto: Wikipedia/ Derzsi Elekes Andor: Metapolisz DVD line

Innsbruck schafft ein „ewiges Denkmal des deutschen Südtirols“

Gemeinderat beschließt Umbenennung von Straßen und Plätzen

Die Entnationalisierungs- und Italianisierungsmaßnahmen der italienischen Regierung in Südtirol vor hundert Jahren bleiben auch im Ausland nicht unbemerkt und sorgen vor allem in Nordtirol für Kundgebungen und Proteste. Der Gemeinderat von Innsbruck beschließt, einige Straßen und Plätze der Stadt umzubenennen und ihnen Südtiroler Städte- und Ortsnamen zu geben. Die Innsbrucker Nachrichten berichten in ihrer Ausgabe vom 24. November 1923: 

„Ein ewiges Denkmal des deutschen Südtirols in den Straßennamen Innsbrucks.

[…]

Drunten im sonnigen Süden unseres Landes sucht die sinnlose Entnationalisierungswut den in tausendjähriger Geschichte ruhmvollen Namen Tirol und das Heiligtum der deutschen Muttersprache auszutilgen aus dem öffentlichen Leben, aus dem Gebrauch des Volkes und aus seinem Herzen. Es wird nicht gelingen, denn tiefer und heißer als dieser brutale Zwang kann keine natürliche Entwicklung Sprache und Stammesart eines Volkes in seine innersten Gefühle brennen.

Auch wir Nordtiroler wollen dafür sorgen, daß der Klang der alten deutschen Städtenamen Südtirols immer wieder ans Ohr der Fremden wie der Einheimischen klingt, daß nie und nimmer ein Besucher oder Bewohner der Landeshauptstadt des abgetrennten südlichen Landesteiles und seiner deutschen Bewohner vergißt. 

[…]

Auch die Landeshauptstadt Innsbruck will nicht zurückbleiben in dem Bestreben, der deutschen Südtiroler würdig zu gedenken und will den verbannten und verfehmten [sic!]

deutschen Namen eine sichere dauernde Heimstätte widmen. Die Bausektion legt daher im Einvernehmen mit der Obmännerkonferenz dem Gemeinderat den Antrag auf 

Umbenennung städtischer Straßen und Plätze auf Südtiroler Städtenamen zur Beschlussfassung vor. 

Zur Umtaufe werden vorgeschlagen:

Der Bahnhofplatz in Südtirolerplatz, 

die Rudolfstraße in Brixnerstraße, 

der Margaretenplatz in Boznerplatz, 

die Landhausstraße in Meranerstraße, 

die Kaiser-Wilhelm-Straße in Salurnerstraße. […]“

 

Die damals umbenannten Innsbrucker Straßen und Plätze tragen bis heute ihre Südtiroler Namen, während es in Bozen erst seit 2008 eine Innsbrucker Straße gibt.

 

23.11.2023 - Maria Pichler

 

 

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