Vor 100 Jahren

In den 1920er Jahren etablierte sich auch in Tirol das neue Medium Radio
Quelle: Algot - Bohuslän Museum, Sweden - Public Domain. https://www.europeana.eu/item/916105/bhm_photo_UMFA54452_0062

Tiroler Rundfunkgeschichte

„Zufriedenstellende Resultate im Radio-Empfang“

Mit der Entwicklung einer drahtlosen Funktechnik beschäftigten sich Erfinder aus aller Welt bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis jedoch das Radio als neues Medium in Tiroler Haushalten Einzug halten konnte, sollte es noch einige Jahrzehnte dauern: Erste Versuche von Rundfunksendungen fanden nach dem Ersten Weltkrieg statt, in Innsbruck stellte die Buchhandlung „Tyrolia“ 1922 eine Empfangsanlage mit Röhren aus. Am 3. März 1924 vermeldet der Allgemeine Tiroler Anzeiger „Radio-Erfolge“:

„Der Radio-Abteilung der Verlagsanstalt Tyrolia ist es in den letzten Tagen gelungen, sehr zufriedenstellende Resultate im Radio-Empfang zu erreichen. 

So glückte es vergangenen Samstag abends, das ganze Programm der Sendestation Königswusterhausen bei Berlin abzuhören. Es begann mit Nennung der Sendestation und der Wellenlänge nach einer kurzen Begrüßung. Als erste Vortragsnummer erfolgte ein Adagio für Cello-Solo; als weitere Stücke kamen zum Vortrag: ein Lachcouplet, Cello-Solo, Ländler, Klaviermusik, Duett aus Zauberflöte (Herren- und Damenstimme), Hohenfriedberger-Marsch. Dann kam das Zeitzeichen vom Eiffelturm. In dessen letzten Signale tönte nochmals der Hohenfriedberger-Marsch hinein. Es folgte eine Sängerin mit Orchesterbegleitung, die Ouvertüre zu Baladin, Duett aus Bohème, Träumerei von Schumann (Violine und Klavier), zur Erheiterung ein Ländler usw. Das ganze Programm umfasste fast 2 Stunden Hörzeit. Jede Nummer wurde vorher durch eine Männerstimme ausgerufen. 

Während der erste Teil der Darbietungen von ziemlichen Geräuschen durchzogen war, gelang der zweite bedeutend besser. Die Träumerei von Schumann war durchwegs zu hören und beim Ländler konnte der Lautsprecher eingeschaltet werden, durch dessen Tonstärke die Musik den ganzen Raum fast in Grammophonstärke erfüllte. 

Sehr störend machte sich in Innsbruck ein scheints [!] nicht ganz einwandfreier Motor bemerkbar, der Tag und Nach läuft und dessen rotierende Geräusche äußerst unangenehm mitwirken. Hier wäre es Sache des Radioklubs auf Abhilfe zu drängen. – Der Empfang im Mittelgebirge dürfte einwandfrei sein. 

Die Erfolge wurden mit einem Broadcasting Rundfunk-Empfänger mit 3 Röhren erreicht, von welchen Apparaten die Radio-Abteilung Tyrolia die Vertretung für Tirol und Vorarlberg besitzt […].“

 

 

29.02.2024 - Maria Pichler 

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