Von der „Schonung des Steinadlers“
Widersprüchliches Verhältnis zum König der Lüfte in Tirol
Die drei Länder der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino zeigen allesamt in ihren Wappen einen Adler, eines der beliebtesten Wappentiere. Dabei ist das Verhältnis der Tiroler zum König der Lüfte, dem Steinadler, vor hundert Jahren ein eher widersprüchliches: Wie in weiten Teilen Europas wurde der Steinadler verfolgt, weil ihn die Menschen als Jagdkonkurrenten und als Gefahr für die Nutztiere betrachteten. Beinahe wäre er ausgerottet worden. Die deutsche Tageszeitung Stuttgarter Neues Tagblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 22. Mai 1924 von der „Schonung des Steinadlers“ in Bayern und Tirol:
„Ebenso wie in Bayern sollen nun auch in Tirol gesetzliche Maßnahmen die Verfolgung und Vernichtung des Steinadlers vereiteln. Diese Bestrebungen werden gewiß einen großen Kreis von Zustimmenden finden, um zu verhindern, daß in den Alpenländern ebenso wie der Steinbock auch der König der Lüfte in Europa ausgerottet werde, aber es gibt auch eine Gruppe von Beteiligten, die mit solchen Vorkehrungen nicht einverstanden sind. An der Nordkette bei Innsbruck nisteten seit zwei Jahren Steinadler, der Besitzer der Jagd dieses Gebietes, in dem der Horst liegt, ließ die Tiere schonen; nach zwei Jahren hatte sich ihre Zahl aber in solchem Ausmaße vermehrt, daß die Nahrungsbeschaffung für die Raubtiere Bedenken bei den Bauern erregte. Es fehlte im Jahre 1923 eine größere Anzahl von Schafen, ein Teil dieser Abgänge kann wohl auf die Ernährungsration der Adler zurückgeführt werden. Man erblickte im Sommer 1923 an mehreren Stellen der Nordkette prächtige Exemplare von Steinadlern.“
23.05.2024 - Maria Pichler