Vor 100 Jahren

Fronleichnamsprozession in Lienz am Kaiser-Joseph-Platz (Hauptplatz), 15. Juni 1933
Fotograf: Unbekannt; Sammlung Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck – TAP

Tiroler Feiertage: Fronleichnam

Festtagsgewand, feierliche Prozession und lustige Begebenheit

Das „Hochfest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi“ wird zehn Tage nach Pfingsten gefeiert. Wie Christi Himmelfahrt fällt Fronleichnam daher stets auf einen Donnerstag. Im Bundesland Tirol ist Fronleichnam bis heute ein gesetzlicher Feiertag, in Südtirol und im Trentino finden die feierlichen Prozessionen am darauffolgenden Sonntag statt. 

Damals wie heute ist es üblich, im Festtagsgewand an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen. Im Anzeigenteil der Innsbrucker Nachrichten vom 17. Juni 1924 werden solche festlichen Gewänder angepriesen: 

„Für Fronleichnam. Entzückende Damen- und Kinderkleider in Etamin u. Seidentrikot zu konkurrenzlosen Preisen. Anna Vieider, Leopoldstr. Nr. 28a“

Über die prächtige Prozession in Trient berichtet der Nuovo Trentino am 24. Juni 1924:

„Andächtig – wie es sich gehört – fand die feierliche Fronleichnamsprozession der Pfarrei S. Maria Maggiore statt. Es schien, als wollte der Nieselregen dieses feierliche Ereignis stören, in der Kirche S. Maria aber, mit den Kindern des Kindergartens Zanella an der Spitze und der Gruppe von Engeln, die das Allerheiligste umstanden und verehrten, kamen die Dinge ins Lot. Diejenigen, die der Prozession bewohnten, haben sicherlich die große Anzahl von Kindern dieses Kindergartens bewundert - lauter Kinder unseres guten Volkes [...]".

In Gratsch hingegen kommt es 1924 zu einer lustigen Begebenheit, wie der Volksbote am 3. Juli schreibt: 

„Das war heuer eine schöne Geschichte am Fronleichnam, die noch lange zu lachen gibt. Die Prozession wird bei uns erst am Sonntag nach Fronleichnam gehalten. Bei der Prozession darf natürlich der Schutzengel, den die Jünglinge tragen, nicht fehlen und da die Gratscher selbst keine Statue haben, wird sie regelmäßig von der alten Pfarrkirche St. Peter heruntergeholt. Als nun diesmal Nachmittag mehrere Burschen den Schutzengel wieder nach St. Peter hinauftragen und etwa auf Halbweg einmal rasteten, kam ein Gratscher Bauer daher, der die Ortsverhältnisse noch nicht völlig kannte und fragte um das woher und wohin. Da hätte man sehen sollen, wie der anfing zu wettern ob des Versuches, den Schutzengel aus der Ortschaft wegzutragen. Ganz zerknirscht schlichen die vermeintlichen Entführer davon, worauf der Bauer hocherfreut und stolz den geretteten Schutzengel von seinen eigenen Buben zunächst in seinen Hof und später zur Gratscher Kirche tragen ließ. Gegen Abend jedoch gelang es dem St. Peterer Schutzengel doch noch, wenn auch ohne Paß des eifersüchtigen Bauern, zu seinem gewohnten Standort zurückzukehren, indem er sich einfach heimlich entführen ließ.“

30.05.2024 - Maria Pichler

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