Tiroler Postgeschichte
Wörgl setzt sich gegen Abbau des Ortspostamtes zur Wehr
Die Geschichte der Post in Tirol reicht bis in das späte Mittelalter zurück. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Kommunikation verändert – und damit auch die Post. Das gilt bis heute. Das Zeitalter der Digitalisierung ist für die traditionelle Post als Unternehmen eine große Herausforderung, immer wieder wird in allen Landesteilen der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino über die Schließung von Postämtern vor allem in ländlichen Gemeinden diskutiert.
Umstrukturierungen bei der Post sorgten aber auch vor 100 Jahren in Wörgl für Diskussion, wo die Paketabgabe vom Ortskern in das Bahnhofspostamt verlegt werden sollte. Der Tiroler Grenzbote berichtet in seiner Ausgabe vom 13. September 1924:
„Wörgl (Zum beabsichtigten Abbau des Postamtes) wurde in der Gemeinderatssitzung am 2. Sept. Stellung genommen. Es soll die Paketabgabe in das Bahnhofspostamt verlegt werden. Die Motivierung dieser Maßnahme läßt erkennen, daß die Postdirektion schlecht beraten ist. Kein einziges Argument, das für den Abbau ins Treffen geführt wird, trifft zu. Wer das Orts-Postamt kennt, wird es nicht als zu groß angelegt einschätzen. Zur Verlegung der Paketabgabe in das Bahnhofspostamt muß dort das Postamt erweitert werden. Es sind Bauten erforderlich, das Personal muß dort vermehrt werden und im Ort wird das Personal keinen Abbau vertragen. Der Gemeinderat beschloß, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Durchführung dieses Abbaues hintanzuhalten. Der Gemeinderat protestiert gegen eine in das öffentliche und allgemeine Interesse so einschneidende Verfügung. Vizebürgermeister Kommerzialrat Stelzhamer wurde vom Gemeinderat dazu beauftragt, im Vereine mit dem Gemeinderat Hutterer die Gegenaktion einzuleiten.“
12.09.2024- Maria Pichler