"Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften"
Das Ende von 640 Jahren Habsburgermonarchie
Nach Kaiser Karls Völkermanifest vom 16. Oktober 1918 gab es für die Habsburgermonarchie kein Halten mehr. In wenigen Tagen zerfiel das Vielvölkerreich in Einzelstaaten: Am 28. Oktober wurde die Unabhängigkeit der Tschechoslowakei ausgerufen, am 29. Oktober beschlossen die Kroaten und Slowenen die Vereinigung mit den Serben zum "Staat der Slowenen, Kroaten und Serben" und am 30. Oktober wurde der Staat Deutsch-Österreich errichtet. Am 3. November war mit dem Waffenstillstand von Villa Giusti auch das militärische Schicksal der Donaumonarchie besiegelt.
Am 11. November 1918 unterzeichnete Kaiser Karl seine Verzichtserklärung:
"Seit Meiner Thronbesteigung war Ich unablässig bemüht, Meine Völker aus den Schrecknissen des Krieges hinauszuführen, an dessen Ausbruch Ich keinerlei Schuld trage.
[...] Im voraus erkenne Ich die Entscheidung an, die Deutsch-Österreich über seine künftige Staatsform trifft.
Das Volk hat durch seine Vertreter die Regierung übernommen. Ich verzichte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften.
Gleichzeitig enthebe Ich meine österreichische Regierung ihres Amtes.
Möge das Volk von Deutsch-Österreich in Eintracht und Versöhnlichkeit die Neuordnung schaffen und befestigen. Das Glück Meiner Völker war von Anbeginn das Ziel Meiner heißesten Wünsche.
Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen."
Den Zeitungen waren die Rücktrittsgerüchte bereits im Vorfeld bekannt. Die Innsbrucker Nachrichten berichteten bereits am 11. November (mit Redaktionsschluss am Tag davor):
"In Hofkreisen verlautet, daß der Rücktritt Kaiser Wilhelms auf die Stellung Kaiser Karls nicht ohne Rückwirkung bleiben werde. Man erwartet den entscheidenden Schritt Kaiser Karls bereits in den nächsten Tagen."
Symbolbild: Kaiser Karl in Trient, 1917 – Quelle: Kriegspressequartier, Lichtbildstelle, public domain
[11.11.2018 Thomas Sinha]