Vor 100 Jahren

Brief
Lettera

Schneckenpost

Beeinträchtigungen im privaten und geschäftlichen Leben

Die italienischen Besatzungsbehörden hatten Anfang August 1919 die Verlegung des Zensurbüros von Mailand nach Bozen verkündet, was auf eine raschere Briefbeförderung durch die ohnehin schon ineffiziente italienische Post hoffen ließ. Aber auch Wochen später riss die Kritik an der Post nicht ab.

Die Bozner Tageszeitung Der Tiroler vom 28. August 1919 schrieb:
"Schwere Beeinträchtigungen im privaten und geschäftlichen Leben brachte die Tatsache mit sich, daß nicht bloß die Privat-, sondern auch die Geschäftskorrespondenz monatelang Verzögerung in der Beförderung erfahren hat. So teilte uns ein Bozner Kaufmann mit, daß briefliche Anfragen von Firmen jenseits der Waffenstillstandslinie betreffs in die vielen Tausende gehender Geldbeträge, die er als Bezahlung an diese Geschäfte gesandt hatte, seit Mitte Juni d. J. auf der Post liegen geblieben waren, wodurch dem Geschäftsmane [sic] schwere Schäden erwachsen sind. Und die ‚Meraner Ztg.‘ teilt mit, daß der bekannte Kammersänger Franz Roha erst am 24. August von seinem Vertreter aus Marienbad eine am 14. Juli aufgegebene Karte erhielt, in der ihm mitgeteilt wird: ‚Halten Sie sich für die Eventualität bereit, im August an der Wiener Hofoper zu singen und engagiert zu werden. Bitte möglichst telegraphischen Bescheid.‘ Die verspätete Ankunft der Karte schließt die beiderseitig erwünschten Verhandlungen aus."






Symbolbild: Briefschreiber





[28.08.2019 Thomas Sinha]

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