Warnung an alle Fräulein
Die Lügen der Soldaten
Der Waffenstillstand und die darauffolgende Besetzung des Tiroler Südens durch italienische Truppen führte zu zahlreichen Veränderungen und Ungewissheiten. Dadurch gerieten viele Gerüchte in Umlauf, dies wussten einige schamlos auszunutzen.
Die Trienter Tageszeitung Il Nuovo Trentino schrieb am 3. September 1919:
"Fräulein, aufgepasst!
Mehrfach wurde uns geschrieben, um ein Gerücht zu überprüfen [...], nach dem im Kommando der 1. Armee, beziehungsweise im Amt P. [Personal], eine Vorschrift bestehen soll, nach welcher Fräulein der terre redente [der befreiten Gebiete], die einen [italienischen] Soldaten heiraten, eine Prämie in Höhe von 2000 Lire erhielten - zusätzlich zwei Monate Heiratsurlaub für den Soldaten.
Wir können versichern, dass es eine solche Vorschrift, deren Unglaubwürdigkeit nur Dummen nicht auffallen kann, nicht gibt. Dieses Gerücht ist nur eine von vielen Methoden, mit denen die Gutgläubigkeit vieler Fräulein gewissenlos ausgenutzt wird.
Mögen sich die angesprochenen Damen in Acht nehmen. Die Militärbehörden täten gut daran, das Übel der Scheinehen besser zu überwachen, um deren verheerenden Auswirkungen einzubremsen.
Die Hauptschuld liegt aber wohl beim Leichtsinn der besagten Fräulein, dagegen ist ein probates Gegenmittel gewiss schwer zu finden."
Symbolbild: Eheringe