"Kindertransporte in die Schweiz"
Per Bahn, Auto und Schlitten
Die Lebensmittelknappheit der Nachkriegszeit traf die Tiroler nördlich des Brenners besonders hart. Aus diesem Grund nahmen Bayern und Südtiroler notleidende Kinder aus Innsbruck auf, um sie wieder aufzupäppeln. Die Schweizer errichteten Suppenküchen – aber nicht nur das.
Die Innsbrucker Tageszeitung Allgemeiner Tiroler Anzeiger schrieb am 12. März 1920:
"Rasch hintereinander gingen in jüngster Zeit größere Abteilungen Innsbrucker Kinder zur Erholung in die gastliche Schweiz und voraussichtlich sollen noch mehr Kinder dort untergebracht werden. […] Die schönste Reiseerinnerung haben wohl die Kinder, welche am 1. März durch Vermittlung des Herrn Pfarrers Sonderegger in Lavin, ins Engadin kamen; diese wurden mit Eisenbahn nach Landeck, von dort mittels Auto nach Pfunds und von der Landesgrenze mit Schlitten an die Bestimmungsorte befördert.
Bedeutet die Bahnfahrt schon an und für sich eine große Freude für die Kinder, so war diesen die seltene Autofahrt ein himmlisches Vergnügen und erst die Fahrt mit 14 Schlitten durch die schöne Gegend bei herrlichstem Sonnenschein ließ die Gesichter vor Freude erglänzen, und die kleinsten Knirpse jauchzten im überquellenden Glücksempfinden. […]
Wenn so manches Kind beim Abschied von seinen Eltern am Bahnhof in Innsbruck ein Tränlein vergossen, die herrliche Fahrt und die liebenswürdige Aufnahme seitens der Schweizer Bevölkerung ließen alles Heimweh vergessen und froher Laune zogen sie in das Land, das ihnen auf einige Wochen das Elend der Heimat vergessen lassen soll."
Symbolbild: Schlitten - public domain
[12.3.2020 Thomas Sinha]