"Müssen die Innsbrucker im Winter 1920-1921 wieder frieren?"
Vorschläge gegen den Brennstoffmangel
1919 war der Winter besonders früh eingebrochen. Bereits Ende Oktober 1919 war die Temperatur in Bozen unter den Gefrierpunkt gefallen. Gleichzeitig war der Stubaier Talboden mit bleibendem Schnee bedeckt – einen Monat früher als gewöhnlich. Aufgrund der schlechten Lebensmittel- und Brennstoffversorgung hatte die Tiroler Bevölkerung im Winter 1919-1920 ungleich härter unter dem langen, strengen Winter gelitten.
Die Gemeinde Bozen war es im Oktober 1919 gelungen, eine große Kohlelieferung zu sichern und konnte somit den Brennstoffmangel in der Stadt zumindest lindern. Nicht alle Tiroler Gemeinden hatten dieses Glück, weshalb sich im Frühling 1920 einige schon Gedanken über die Heizmittelversorgung im kommenden Winter machten.
Die Tageszeitung Innsbrucker Nachrichten schrieb am 24. April 1920:
"Müssen die Innsbrucker im Winter 1920-1921 wieder frieren?
Aus dem Leserkreise wird uns geschrieben: Die Klagen über die Brennstoffnot verstummen angesichts der Frühlingssonne allmählich und da die Sorge um Beschaffung von Heizung im Sommer entfällt, so wird sich mancher jetzt keine grauen Haare um den kommenden Winter wachsen lassen. […] Die Kohlenknappheit wird [aber] auch im kommenden Winter und länger herrschen, das Gaswerk wird eben wegen des Kohlemangels nicht viel Gas für Heizzwecke liefern können und von einer elektrischen Heizung kann auch nur in beschränktem Maße Gebrauch gemacht werden. Es bleibt also nur das Holz als Heizmittel übrig, das in genügender Menge vorhanden, infolge der hohen Zufuhrkosten aber für die meisten Haushaltungen unerschwinglich ist. Wie wäre es nun, wenn man die Anlieferung des Brennholzes auf dem Inn besorgte? Schiffahrt und Flößerei ist ausgeschlossen, aber es ließe sich durch Triften bestimmt mehr Brennholz nach Innsbruck liefern, als die Stadt braucht. […]"
Symbolbild: Holzstapel