"Die in Trient gestohlenen 190.000 Lire"
"Bei Verhaftung versuchte der Dieb sich zu töten"
Die Besetzung der Stadt Fiume (Rijeka) durch bewaffnete italienische Nationalisten unter der Führung des Schriftstellers Gabriele D'Annunzio wurde von vielen Nationalisten unterstützt - unter ihnen Benito Mussolini, der eine Spendenaktion zugunsten der sogenannten "Impresa di Fiume" ins Leben rief.
Auch im regulären italienischen Heer hegten viele Sympathien für die Aktion in Fiume. Der Diebstahl einer großen Geldsumme aus der Geldkasse der militärischen Geniedirektion in Trient zugunsten von D'Annunzio wurde untersucht und ein junger Offizier ausgeforscht.
Die Tageszeitung La Stampa schrieb am 26. Mai 1920:
"Die in Trient gestohlenen 190.000 Lire wurden D'Annunzio übergeben
Bei Verhaftung versuchte der Dieb sich zu töten
Die Untersuchungen der Militärbehörden haben ergeben, dass die Geldsumme, die unter rätselhaften Umständen aus dem Panzerschrank der Geniedirektion in Trient entwendet wurde, nach Fiume geschickt wurde. Zwei Schreibkräfte und einer der beiden Offiziere, die den Schrankschlüssel hatten, erklärten sich nach ihrer Verhaftung unschuldig. Nach weiteren Ermittlungen wurde festgestellt, dass der andere der beiden Offiziere die 190.000 Lire entnommen und D'Annunzio übergeben hatte. Da er sich in Trient befand, wurde er sofort verhaftet. Der Offizier, Guido Di Tanna, richtete bei der Verhaftung seine Pistole auf sich. Im Krankenhaus wurde die Heilungsdauer auf einen Monat geschätzt."
Guido Di Tanna konnte fliehen und nach Fiume zurückkehren.[1] Gabriele D’Annunzio wusste die große Geldsumme, die ihm der junge Leutnant brachte, sehr zu schätzen und widmete ihm eine Ode, die bis 1994 unveröffentlicht blieb.[2]
[1] Umberto Carpi, Futuristi, metafisici e spiriti liberi nella Fiume di D’Annunzio: La Unione Yoga di Guido Keller, Studi Novecenteschi Band 8, Nr. 22 (1981): Seite 145; Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 24.6.1920.
[2] La Stampa, 26.3.1994; L’Unità, 26.3.1994.
Bild: Gabriele D’Annunzio (mit Plakatrolle) in Fiume
[26.5.2020 Thomas Sinha]