Neue Schulbücher – Der staatliche Verlag seit dem Umsturz
Mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie, nach dem Umbruch des Staates, entwickelt sich Österreich in vielen Bereichen in eine völlig neue Richtung. Bei den Schulbüchern wurden nicht-deutschsprachige Bücher (italienisch, tschechisch, polnisch, ukrainisch, kroatisch, serbisch, slowenisch und rumänisch) vollständig vom Markt genommen, ebenso wie deutsche Werke, die nicht mehr den aktuellen Bedingungen entsprachen.
In den Innsbrucker Nachrichten vom 5. Oktober 1921 ist folgendes zu lesen:
„Der Schulbücherverlag, der früher für ganz Österreich arbeitete, ist durch die staatliche Umwälzung in ganz neue Bahnen gelenkt worden. Die Lehr- und Hilfsbücher in nichtdeutscher Sprache (italienisch, tschechisch, polnisch, ukrainisch, kroatisch, serbisch, slowenisch und rumänisch) sind aus dem Betriebe ganz ausgeschieden; das gleiche gilt für deutsche Verlagswerke, die mit den heutigen Verhältnissen nicht mehr im Einklang stehen. Die Schulbücherverlagsdirektion aber, die mustergebend war für ähnliche Einrichtungen in den Sukzessionsstaaten, schafft eifrig und zielbewußt fort. Trotz der grausamen Verkleinerung Oesterreichs hat sie ihren Wirkungskreis sogar erweitert, und durch systematische Beistellung von ausgewähltem Lese-und Unterhaltungsstoff für die Mußestunden, gehört sie zu den hervorragendsten Volksbildungsinstituten der Republik.
So wurde nicht nur die Sammlung der größeren Jugendschriften und jede der „Deutschösterreichischen Jugend-Hefte“ durch Neuerscheinungen ergänzt, sondern auch die vom Österreichischen Volksbildungsamte herausgegebene „Deutsche Hausbücherei“.
Einer gründlichen Reform mußten die Lesebücher des alten Schulbücherverlages unterzogen werden. Es ist nun bereits ein dem neuen Lehrplan entsprechendes Lesebuch ausgearbeitet, das nun auch für das 2., 3. und 4. Schuljahr vorliegt. Dieses Lesebuch hat zwar die ministerielle Genehmigung noch nicht erhalten; es ist aber davon, da der erste Manuskriptdruck in kurzer Zeit vergriffen war, bereits eine zweite Manuskriptausgabe in Herstellung, die in einigen Tagen die Presse verlassen und erscheinen wird. Sämtliche Lehrbücher und Jugendschriften wurden mit Rücksicht auf die neustaatlichen Verhältnisse durchgesehen und das nicht mehr Entsprechende aus ihnen ausgeschieden“.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com