Wintersport und Wahlbeteiligung
Ein Artikel in der Bozner Tageszeitung ,,Der Tiroler" vom 20. Januar 1922 unterstrich die Wichtigkeit der Stimmabgabe bei den am darauffolgenden Sonntag stattfindenden Gemeindewahlen.
Die Zeitung richtete einen eindringlichen Appell an alle Leser, ihre Bürgerpflicht zu erfüllen – und erst daran anschließend einen Sonntag voller Spaß und Wintersport zu genießen.
Dazu der Bericht der Zeitung:
„Angesichts des endlich gefallenen, von den Wintersportfreunden längst ersehnten Schnees mag vielleicht mancher leidenschaftliche Ski- oder Rodlersportler den Wunsch hegen, am nächsten Sonntag mit seiner Rodel oder den Skiern auf die Berge zu wandern, um seinen langentbehrten Vergnügen zu huldigen.
Angesichts der hohen Bedeutung der Gemeindewahl und der Notwendigkeit, daß jeder wahlberechtigte Bürger sein Wahlrecht als strenge Wahlpflicht halte, die er gewissenhaft auszuüben hat, muß aber am Sonntag die Sportfreude einmal der Wahlbeteiligung geopfert werden. Zuerst wählen, dann erst das Vergnügen! Wer die Wahl vernachlässigt aus unbezähmbarer Sportfreude, ist nicht ein Mann, der den Ehrentitel ,,Mann" überhaupt noch verdient, und mag sicher sein, daß er in den Augen aller, die es mit ihren Bürgerpflichten ernst nehmen, verächtlich wird“.
Es sei darauf hingewiesen, dass bei diesen letzten demokratischen Wahlen vor dem "Marsch auf Bozen" Anfang Oktober 1922, Julius Perathoner erneut (und zum letzten Mal) zum Bürgermeister gewählt wurde. Das Wahlergebnis war eine eindrucksvolle Bestätigung für den Deutschen Verband, der Dachorganisation aus christlich-sozialer Tiroler Volkspartei und Deutschfreiheitlicher Landespartei, die 27 von 33 Mandate erringen konnte, die restlichen 6 Mandate gingen an die Sozialdemokratische Partei. Die italienische Liste konnte kein Mandat erringen.
Astrid Panizza
panizza.astrid@gmail.com