Vor 100 Jahren

Herz Jesu Kirche in Bozen
Quelle: Wikipedia

Ist die Grenze am Brennerpass unsicher?

In der pro-faschistischen Bozner Zeitung "Il Piccolo Posto" vom 18. August 1922 wurde in einem in der Tageszeitung "Tiroler" veröffentlichten Artikel eine Wallfahrt zur Wiederherstellung der Einheit Tirols erwähnt, welche nun von der Zeitung scharf kritisiert und sogar als mögliche Kriegserklärung an Italien angesehen wurde. Teilnehmer an dieser Wallfahrt waren u.a. der ehemalige kuk Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf und der Tiroler Dichter Franz Kranewitter.

Die Kirche, auf die der Autor anspielt, ist die Herz-Jesu-Kirche in Bozen, die 1897-1899 zur Jahrhundertfeier des Herz-Jesu-Gelöbnisses erbaut wurde.

So der "Piccolo Posto"

„Lesen Sie den Tiroler von gestern (es handelte sich allerdings um die Ausgabe vom 14. August, A.d.R.): GROSSE WALLFAHRT IN NORDTIROL. Am 13. August fand eine Wallfahrt zur Muttergottes in Locherboden zur Wiederherstellung der Tiroler Landeseinheit mit 25.000 Menschen, darunter 32 Schützenkompanien, statt. Einige Teilnehmer waren aus Deutschland angereist. Feldmarschall Conrad war ebenfalls anwesend. Der Tiroler Dichter Kranebittertenne (damit ist der Tiroler Dichter und Schriftsteller Franz Kranewitter gemeint, A.d.R.) hielt eine flammende Rede. Am Ende wurde das Tiroler Bundeslied von tausend Stimmen gesungen: Auf zum Schwur, Tirolerland!

So der Tiroler.Wie Sie sehen, gibt es Grund zur Sorge, vor allem wegen dieser aufrührerischen Rede. Mit Feuer spielt man nicht! Die Flammen könnten bis zum Brenner reichen, und dann würde eine Kriegserklärung des Landes Tirol Italien zu einem sehr harten und ungewissen Krieg verpflichten. Gott sei Dank hatten die alliierten Mächte vor einigen Tagen ein Memorandum an die österreichische Regierung gesandt, um bestimmten dummen Demonstrationen in Innsbruck ein Ende zu setzen. Unverzüglicher hätte man nicht reagieren können! Wenn jemand wissen möchte, was im Lied der Tiroler Liga steht, gibt es ein sehr einfaches und kostengünstiges System.

Er braucht nur in die Eucharistinerkirche zu gehen, und an den Außenwänden des Klosters kann er in aller Öffentlichkeit bequem die gesamte Hymne lesen, die gut gemalt ist und die unsere Regierung nicht entfernen will, um den Bozenern diesen großen Trost nicht zu nehmen“.

Astrid Panizza

panizza.astrid@gmail.com

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