Vor 100 Jahren

Bundeskanzler Ignaz Seipel
Foto: Wenzl Weis, Public domain, via Wikimedia Commons

Bundeskanzler Seipel trifft Ministerpräsident Mussolini

Annäherung zwischen Österreich und Italien

Beim Treffen des österreichischen Bundeskanzlers Ignaz Seipel mit Ministerpräsident Benito Mussolini Ende März 1923 in Mailand stehen eine Annäherung zwischen den beiden Ländern und gemeinsame wirtschaftliche Interessen im Mittelpunkt der Gespräche. Südtirol ist – zumindest offiziell – kein Thema. Wie viele andere Medien der Zeit berichten die Innsbrucker Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 31. März 1923 von den Erklärungen des Bundeskanzlers über die Beziehungen Österreichs zu Italien:

[...]

„Er [Seipel] verwies dabei darauf, dass die Beziehungen zwischen Italien und Österreich besonders wichtig sind, weil Italien der größte Nachbarstaat Österreichs ist. [...] Was den ersten Punkt betrifft, so zeige dies die Wichtigkeit für Österreich, in industrieller und kommerzieller Hinsicht mit Italien zusammenarbeiten zu können, speziell was den österreichischen Zugang zum Meere anbelangt. Andererseits sei Österreich das nächste Hinterland für die italienischen Häfen. [...]

‚Der Zweck meines Besuches ist wie gesagt zu danken für seine bisherige Anteilnahme am Sanierungswerk und es zugleich zu bitten, bei den weiteren Schritten auf diesem Gebiete gleichfalls sich zu beteiligen. Ferner stehen wir mit Italien in Handelsvertragsverhandlungen in Rom, die so weit gediehen sind, daß persönliche Aussprachen der maßgebenden, verantwortlichen Faktoren am Platze sind. Es liegt uns daran, diese Verhandlungen so rasch als möglich abzuschließen…‘ [...]

Ganz anders die heutige Situation: Südtirol steht bei Treffen zwischen österreichischen und italienischen Regierungsvertretern im Sinne der Schutzmachtfunktion Österreichs regelmäßig auf der Tagesordnung.

30.03.2023 - Maria Pichler

Andere Artikel dieser Kategorie