Die Schwefelquelle von Pozza im Fassatal
Rätsel um die Entstehung des Schwefelwasserstoffes
Seit dem Mittelalter ist Pozza im Fassatal für seine schwefelhaltigen Quellen bekannt, erste Hinweise auf Badehäuser gehen bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die faschistische Wochenzeitung „La Voce del Sella“ berichtet am 1. Februar 1924 von der einzigen Schwefelquelle des Trentino und versucht eine Antwort auf die Entstehung des Schwefelwasserstoffes zu geben:
„Zwischen den beiden Gemeinden Fiemme und Agordo erhebt sich ein Kalksteinmassiv, der Monte Allocco. Am Fuße dieses Berges in der Nähe des Dorfes Pozza im Fassatal auf 1400 m Höhe sprudelt Schwefelwasser.
Dieses Wasser genoss in der Vergangenheit eine gewisse Berühmtheit; tatsächlich gab es dort bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts eine bescheidene Einrichtung. Diese ist mittlerweile jedoch sogar bei den Einheimischen völlig in Vergessenheit geraten und von dem Gebäude, das der Einrichtung diente, gibt es keine Spur mehr. Die Quelle befindet sich auf einer Wiese am linken Ufer des Avisio und das Wasser sammelt sich in einem Becken, das einen starken Geruch nach Schwefelwasserstoff verströmt.
Das Wasser wurde im Jahr 1869 von Demetrio Leonardi untersucht. Er beschäftigte sich ausführlicher damit, da einige Überlegungen zur Entstehung dieses Wassers – die ich weiter unten erläutern werde – ein besonderes Interesse in ihm geweckt hatten:
Hier sind die Ergebnisse seiner Analyse:
Schwefelwasserstoff: 40 cm3 in 1000 cm3 Wasser bei einer Temperatur von 9°R[éaumur]
Kohlensäure: wenig
Calciumbikarbonat – Magnesiumbikarbonat: ziemlich viel
Calciumsulfat: sehr viel
Eisenbikarbonat: sehr wenig
Jodide - Bromide: sehr wenig
organische Substanz: Spuren.
Dies ist die einzige Schwefelquelle im Trentino.
Es ist sehr interessant, die Ansichten von Leonardi zur Entstehung des Schwefelwasserstoffs in diesem Wasser zu wiederholen: Denn es enthält keinen Schwefelwasserstoff und auch der Berg, aus dem das Wasser entspringt, enthält vermutlich nicht ausreichend davon, um es dem Wasser abzugeben.
Stattdessen scheint dieses Wasser bestimmte Phanerogamen [Blütenpflanzen] zu enthalten, die das Kalksulfat im Quellwasser aufspalten und dadurch Schwefelwasserstoff erzeugen. Diese Phanerogame sollen durch eine gelatinöse, schmutzig weiße Substanz nachweisbar sein, die das Wasser bedeckt und die Blätter der Pflanzen umhüllt, die mit dem Wasser in Kontakt kommen. Die Quelle von Pozza wurde vor allem zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt; sie soll auch bei der inneren Anwendung bei chronischen Darmkatarrhen und Dyskrasien einige Erfolge erzielt haben.“
Im Jahr 1925 soll ein gewisser Ludovico aus Pozza erneut ein Holzhaus errichtet haben, um den Kurbetrieb wieder aufzunehmen. Wenige Jahre später jedoch zerstörte ein Feuer die Einrichtung. Erst im Jahr 2003 wurde ein neues Thermenzentrum im Fassatal eröffnet.
01.02.2024 - Maria Pichler