Das Alltagsleben der Frauen am Land während des Ersten Weltkriegs
Mag. Maria Warger, Universität Innsbruck
Der größte Teil der Arbeiten der Bäuerinnen und Mägde zur damaligen Zeit waren im Haus zu verrichten. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, täglich das Essen auf den Tisch zu bringen, mit den Lebensmitteln hauszuhalten und die Kinder zu versorgen. Weitere Arbeiten im Haus waren das Putzen, Waschen und Reinigen. Vor allem vor großen Feiertagen bedeutete dies Schwerarbeit für die Frauen, denn da wurden zusätzlich alle Holzböden auf den Knien geschrubbt. Das Wäsche waschen war aufwändig und im Winter durch die Kälte noch dazu sehr unangenehm.
Außerhalb des Hauses waren die Bäuerinnen für die Gartenarbeit zuständig; Obst und Gemüse mussten je nach Ernteertrag bevorratet werden. Auch bei der Einbringung der Ernte gab es Arbeiten, die die Frauen zu erledigen hatten, dabei gab es aber regionale Unterschiede. Dies betrifft auch die Stallarbeit, die entweder von der Bäuerin oder dem Bauern verrichtet wurde.
Im Winter stand im Vergleich zum Sommer weniger Zeit für bestimmte Arbeiten zur Verfügung. Einige Stunden Tageslicht weniger ließen bestimmte Arbeiten nicht mehr zu; Näh-, Strick- und Flickarbeiten waren bei schwachem Kerzenlicht kaum zu verrichten.
So war das Arbeitspensum einer Bäuerin schon vor dem Krieg sehr hoch, mit der Einrückung der Männer wuchsen der Aufgabenbereich und die Verantwortung der Frauen beträchtlich. Die Arbeit am Hof wurde noch zeitintensiver, der Tag hatte nicht selten 20 Stunden
Die Dörfer wurden der meisten ihrer Männer beraubt, die meisten der noch verbliebenen Arbeitskräfte stellten Jugendliche und alte Leute. Nicht nur durch das Fehlen der Männer, sondern auch durch die Zwangsablieferung von Pferden, Ochsen und Maultieren wurde die Arbeit am Hof und im Feld erheblich erschwert.
Füttern, Melken und Stallreinigung waren Arbeiten, die täglich erledigt werden mussten. Bei Problemen wie Viehkrankheiten oder beim Kalben musste der Bauer oder der Knecht sogar die Nacht im Stall verbringen, zu Kriegszeiten waren die Frauen auch dafür verantwortlich. Auch die Feldarbeit musste nun von Frauen erledigt werden, und zwar von der Saat bis hin zur Ernte.
Den Bäuerinnen ging es zur Kriegszeit wesentlich schlechter als davor, doch hatten die Frauen am Land immer noch bessere Voraussetzungen den Alltag zu meistern und sich und ihre Familie zu ernähren, als Frauen aus der Stadt. Sie produzierten die meisten Lebensmittel selbst, Frauen in der Stadt mussten ihre Lebensmittel kaufen. So fuhren viele aus der Stadt auf das Land, um sich dort direkt bei den Bauern Mehl, Eier, Brot, Fleisch u.s.w. zu beschaffen(Hamsterkäufe).
Diese deutlich bessere Ernährungslage am Land war auch der Grund dafür, dass die Sterblichkeit in den ländlichen Regionen nicht so sehr zu nahm wie in den städtischen.
Freilich gab es in der Landwirtschaft auch Arbeiten, die von Frauen kaum alleine erledigt werden konnten, da sie zu wenig Kraft dafür besaßen; wie etwa das Mistziehen, bei welchem der Mist auf einem Schlitten durch den Schnee befördert werden musste, oder das Pflügen. Für solche anstrengenden Arbeiten musste Hilfe organisiert werden. Die in der Landwirtschaft tätigen Frauen mussten also zu Kriegszeiten zu ihren üblichen Aufgaben am Hof teilweise oder ganz die Aufgaben der Männer übernehmen.