AKON/Österreichische Nationalbibliothek
Nach dem Vorbild von Davos: die Lungenheilstätte Hochzirl
Eröffnung der größten Heilanstalt Österreichs
Wenn es nach den Plänen des Kriegsfürsorgeamtes von 1917 gegangen wäre, hätte in Hochzirl eine Militärheilstätte entstehen sollen. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm die Krankenversicherungsanstalt der Bundesangestellten (KVA) den Rohbau und errichtete ab 1921 eine moderne Lungenheilanstalt für bis zu 300 Patienten. Der Tiroler Anzeiger berichtet in seiner Ausgabe vom 1. Juli 1924 über die bevorstehende Eröffnung der Heilanstalt in Zirl:
„Am 2. Juli wird die Lungenheilstätte Hochzirl feierlich eröffnet werden; damit wird ein segensvolles Werk, das hoffentlich Hunderten und Tausenden von Lungenkranken Gesundung von ihrem hartnäckigen Leiden bringen wird, der Oeffentlichkeit übergeben, erfährt ein Werk seine Krönung, das Tirol zur Heimat der größten Heilanstalt Oesterreichs, wenn nicht Mitteleuropas macht.
Der Bau sollte ursprünglich aus dem ehemaligen Kaiser-Karl-Fonds bestritten werden und der Heilung tuberkulöser Kriegsteilnehmer gewidmet sein. Er wurde im September 1917 durch eine Militärbauleitung begonnen, kam aber beim militärischen Zusammenbruch im November 1918 zum Stillstand. Eine weitere Baufortsetzung erfolgte erst im Jahre 1920, wo auch der Bau der Wasserleitung und Hydranten in Angriff genommen wurde. Nachdem neuerdings infolge Fehlens finanzieller Mittel ein Baustillstand eingetreten war, schritt man an den Weiterbau erst nach Uebernahme des halbfertigen Baues durch die Krankenversicherungsanstalt der Bundesangestellten, die ihn nun glücklich der Vollendung zuführte.
Die Heilanstalt Hochzirl liegt in einer Höhe von 1005 m etwa 100 m oberhalb der Bahnstation Hochzirl, die von Innsbruck aus bekanntlich in 35 Minuten erreichbar ist. Am Fuß des 2800m hohen Solsteins inmitten des Gemeindewaldes von Zirl gelegen, ist die Heilstätte einerseits durch den vorgelagerten Berg gen Südwind und durch die Reitherspitze gegen Nordwind geschützt und liegt gegen Süden und Südwesten der Sonnenbestrahlung offen dar.
[…]
Nun steht das große Werk so ziemlich vollendet da und gereicht nicht nur den Bauherren und der Bauleitung, sondern allen, die daran mitschufen, zu hoher Ehre. Wohl standen der Durchführung des Planes, in Hochzirl eine Lungenheilstätte zu errichten, viele finanzielle und technische Schwierigkeiten entgegen, aber es gelang, sie zu überwinden. Die Kosten bis zur Vollendung des Baues betrugen bei 20 Milliarden, das sind 1,4 Millionen Goldkronen. So ist mit verhältnismäßig wenig Geld etwas durchaus Großzügiges geschaffen worden, eine Heilanstalt zum Wohle armer Kranker, eine Heilstätte, auf die nicht nur Tirol, sondern ganz Oesterreich stolz sein kann.“
1964 übernahm das Land Tirol die Anstalt und schuf eine internistische Abteilung vor allem für ältere Menschen. 1995 wurde eine zusätzliche Abteilung für neurologische Akutnachbehandlungen geschaffen.
04.07.2024 - Maria Pichler